Freitag, 26. Juni 2009
...denn er hat ja ausgesorgt (ein Arztleben)
Die Schulausbildung mussten erst mal die Eltern zahlen, denn:
„wer Medizin studiert und keine goldenen Löffel klaut, hat ausgesorgt bis an’s Lebensende“ (Franz Müntefering – damals sozialpolitischer Sprecher der SPD – 1992 vor dem Deutschen Bundestag)

Das Studium mussten dann auch noch die Eltern finanzieren, denn:
„wer Medizin studiert und keine goldenen Löffel klaut, hat ausgesorgt ..."

Als AiP’ler (nach 5 Jahren Studium und bestandenem 2.Staatsexamen) bekam er erst mal weniger Geld als der Lehrlinge im Baugewerbe im dritten Lehrjahr, denn
„wer Medizin studiert und keine goldenen Löffel klaut,...“

Als "Arzt in Weiterbildung" (nach 6 Jahren Studium und erfolgreich abgeschlossenen drittem Staatsexamen) verdiente er natürlich weniger als ein Rechts-Referendar (nach 2 Jahren Studium und nur erfolgreich abgeschlossenem ersten Staatsexamen), denn:
„wer Medizin studiert und keine...“

Als niedergelassener Arzt muss er seine Praxis, seine Kranken- und Altersversorgung, seine Personal, seine Bankkredite und seine Weiterbildung natürlich selbst finanzieren, denn:
„wer Medizin studiert und ...“

Als niedergelassener Arzt wird ihm jetzt von Politik und Kassen immer mehr – unbezahlte (!) – Arbeit aufgehalst, denn:
„wer Medizin studiert ...“

Als niedergelassener Arzt muss er sich von den Krankenkassen und der Politik auch ständig anhören, dass er „sehr viel Geld verdient“ und es deshalb nur gerecht sei die Honorare zu „beschränken“ (= abzusenken), denn:
„wer Medizin ...“

Als niedergelassener Arzt muss er sich auch von den privaten Krankenversicherungen anhören wie viel „die Ärzte“ verdienen (nur leider nicht er, sondern der Chefarzt im Krankenhaus) und dass alle Honorare deshalb gekürzt werden müssen, denn:
„wer ...“

Wenn er dann – am Ende eines arbeitsreichen Lebens, in dem er keine goldenen Löffel geklaut hat – seine Praxis an einen Nachfolger weitergeben will (wenn er heutzutage überhaupt einen findet!), entscheiden andere, ob er verkaufen darf und – wenn ja – zu welchem Preis, denn:
„ ...“

Also ehrlich, ich pfeif drauf, ob sich andere für mich sorgen, damit ich "ausgesorgt habe bis an's Lebensende". Ich leiste lieber gute Arbeit und will dafür auch eine anständige Bezahlung erhalten, nicht die „Sorglosigkeit“ eines (bankrotten) Versorgungsstaates geniessen!

Oder sollte ich vielleicht doch goldene Löffel klauen?

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ausgesorgt, wenn er den Löffel abgibt
sehr schönes Zitat von Müntefering, könnte auch von Ulla Schmidt, Karl Lauterbach und leider auch von manchem Patienten kommen.

Auch ich habe ein sorgenfreies Leben.

Kann mich noch gut an meine erste Wundnaht als PJler (= ein Jahr kostenloses Praktikum im Krankenhaus, meist als Haken- und Schnauze-Halter) erinnern:
es war ein wohlgenährter 12-jähriger Junge, Kopfplatzwunde. Als ich gerade mit der Nadel in seiner Kopfschwarte steckte, hörte ich ihn sagen
"Ihr Ärzte verdient ja ein Schweinegeld, gell"
Vielleicht war es ja Müntes Sohn. Ich sank jedenfalls erhelblich in seinem Ansehen, als ich ihm erzählte, dass ich ihn gerade kostenlos zunähte.
Das Ansehen der Ärzte ist vor allem deshalb noch so hoch, weil immer noch die Mehrheit glaubt, ...das wir bis an unser Lebensende ausgesorgt ... und so weiter

Und deshalb ist es nur gerecht, wenn uns von Gesundheits-"reform" zu Gesundheitsreform ein bisschen von den goldenen Löffeln geklaut wird.

Herzlichtst Dr. Geldgier http://drgeldgier.wordpress.com/

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