Dienstag, 16. Juni 2009
Betr.: Waschzettel (Beipackzettel)
Kinderdoc hat's angeleiert, deshalb auch hier mein Senf dazu:

1. Die Waschzettel heutiger Form wurden eingeführt nach dem Contergan-Fiasko vor 50 Jahren. Damals wurde die Regierung angegriffen, wie konnte so ein Medikament überhaupt zugelassen werden. Nun, die Regierung war sicher nicht Schuld! Schuld war vielmehr die Leichtgläubigkeit und der Leichtsinn der damaligen Pharma-Forschung und der Gesellschaft im Allgemeinen. Aber was macht ein gescholtener Jurist, zumal wenn er in der Politik oder der politischen Verwaltung Verantwortung trägt? Er erlässt Vorschriften. Und so entstand die heutige Form des Waschzettels, der letztendlich nur die Verantwortung für eventuelle Schäden auf den Arzt verlagert, der aber keineswegs den Patienten sinnvoll aufklärt!

2. Waschzettel müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) genehmigt werden. Sie müssen bestimmte gesetzliche Auflagen erfüllen und dürfen keine "werbenden Aussagen" machen (siehe dazu auch :http://de.wikipedia.org/wiki/Beipackzettel). Sie dürfen aber durchaus (manche tun das ja auch) die Patienten sinnvoller aufklären, über das Präparat und über ihre Krankheit! Der normale, übliche, verwirrende Waschzettel ist also nur Faulheit und Desinteresse am Patienten!

3. Im Beipackzettel werden nicht die Nebenwirkungen/ Gefahren/ Kontraindikationen des Präparats oder des Wirkstoffes genannt, nein es sind die Nebenwirkungen/ Gefahren/ Kontraindikationen der Wirkstoffgruppe. Dadurch kommt es dazu (z.B. Vomacur, aber auch andere), daß auf dem Waschzettel z.B. steht:
Indikation (Anwendungszweck) : Übelkeit
Nebenwirkung: Übelkeit!

4. schon vor 20 Jahren habe ich in einem Leserbrief (wurde auch gedruckt) gefordert, dass auf dem Waschzettel nicht nur die Risiken vermerkt werden sollen, die durch die Einnahme des Medikaments entstehen. Es sollten vielmehr auch die Risiken und Gefahren aufgeführt werden, die durch Nicht-Einnahme entstehen! Das wäre heute dringender denn je!

5. Der heutige Beipackzettel ist nachgewiesenermaßen das größte Problem bei der Complienc (Einnahmetreue)! Würde man derartige Waschzettel auch für Lebensmittel , z.B. Schweinebraten, Schokolade und Kartoffel-Chips usw. oder für Putzmittel, Autos, Computer, vorschreiben und gleichzeitig die Werbung dafür verbieten, kein Mensch würde dann mehr etwas essen, kein Mensch würde mit diesen Giften putzen, kein Mensch würde Autofahren oder einen Computer auch nur mit der Beißzange anfassen! Das soll nicht heißen, dass für Arzneitmittel geworben werden soll, sondern dass durch entsprechende - auch werbepsychologische - Maßnahmen der Stellenwert der Arzenimittel richtig dargestellt werden müsste.

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