Donnerstag, 18. Juni 2009
Gesetz für Patientenverfügungen
Heute soll also, nach langem Zögern und Zaudern und Bedenken und Prüfen und "Wenn aber" und "kann man ja nicht sicher sein" und was ihnen sonst noch an Ausreden eingefallen ist, das Gesetz für Patientenverfügungen im Bundestag beschlossen werden. Danach steht dann sicher auch noch der Bundesrat aus und danach kommt der Einspruch beim Bundesverfassungsgericht und dann kommt die Abänderung und dann ...

Heute Morgen meinte im Fernsehen ein Jurist "ja, die Ärzte seien sich da unsicher und man wüsste ja auch nicht, ob der Patient die in gesunden Zeiten getroffene Verfügung jetzt auch noch so meint." Also, ich als Arzt habe keine Probleme mit dem Wunsch des Patienten!

Die einzigen, die hier ständig ihre Bedenken herumposaunen, weil Euthanasie nicht in ihr schönes hypothetisches Weltbild passt und sie noch keinen Dreh zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe gefunden haben, sind ausnamslos die Juristen! Und mit denen hatte ich schon mal Ärger*, weil die meinten (bei einem seit 3 Jahren hirntoten Patienten!), sie müssten ihre Bedenken und ihre Unsicherheit - kurz, ihre persönlichen Moralvorstellungen - den andern in Form von Gefängnis-Strafe auf's Auge drücken!

* ich habs nicht selbst getan, sondern ich war der Pressesprecher eines ärzlichen Kreisverbandes, der versucht hat, die Wogen zu glätten und den Kollegen aus der Schusslinie zu bekommen.

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Es geht auch ohne Gesetz
Wenn wir Ärzte immer solange gewartet hätten, bis ein Gesetz den Patienten hilft, dann Gute Nacht.
Die Regelung um die Patientenverfügung war und ist auf dem besten Wege sich einfach durch die praktische Handhabung zu etablieren. Leichtfertiger Umgang würde auch kein Gesetz der Welt regeln können.
Außerdem können wir, glaube ich, noch ein bisschen auf das Gesetz warten. Wenn es dann verabschiedet ist, wird es wenig regeln.
Der andere Hausarzt

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seh ich genauso

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besonders toll finde ich ja immer, dass die, die sich so besonders wichtig machen im zusammenhang mit patientenverfügungen, sterbehilfe, abtreibungen, euthanasie, usw., durchwegs jung und gesund sind und meist auch über relativ junge und gesunde familienangehörige verfügung.

von medizin haben sie so viel ahnung wie eine kuh vom stricken: "vielleicht kann man den hirntod ja in zehn jahren behandeln" und "ein anencaphalus? im fünften monat? das kann sich doch noch auswachsen bis zur geburt, abtreibung ist in jedem fall mord", und von psychologie auch: vielen patienten geht es nicht nur um die eigene person, sondern auch um die konsequenzen für die angehörigen.

menschen können in zustände geraten, die man seinem ärgsten feind nicht wünscht. um das zu verstehen, müssten die dann urteilenden juristen & co allerdings erst einmal ein paar tage ohne pause in entsprechenden kranken- und pflegestationen arbeiten: mit tubus putzen, sondieren, windeln wechseln und decubitus verbinden, katheter reinigen nicht vergessen. und: der halbseitig gelähmte, schwer demente oppa auf station x mit seinen 98 jahren, der taub und blind tobt und wild um sich schlägt in seinen aggressionsschüben weil er glaubt er ist wieder in russischer gefangenschaft, den darf man weder fixieren noch ruhigstellen, juristen & co machen das ganz einfach mit psychologischer betreuung, gutem zureden, intensiver beschäftigung mit dem patienten. dann muss der auch nicht mehr künstlich ernährt werden, der oppa, und sie werden sehen, in ein paar monaten kann er wieder im garten spazierengehen und blumen pflücken.

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seh ich genauso!

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Die Geschichte mit dem seit 3 Jahren hirntoten Patienten würde mich mal interessieren... kannst Du ja mal bei Gelegenheit erzählen!

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