Donnerstag, 1. Juli 2010
Wofür brauchen Ärzte einen Computer in der Praxis?
Das Arzt-Praxisprogramm darf "Leistungsziffern-Ketten" (wenn für eine bestimmte Tätigkeit mehrere Leistungsziffern abgerechnet werden müssen, z.B. Operation: Narkose, Operation, Verband, oder Abdomensonographie: Oberbauch, Nieren, Unterbauch) nicht automatisch aufschreiben. Könnte ja sein, dass man etwas gar nicht erbracht hat (z.B.Narkose vor der OP).

Das Arzt-Praxisprogramm muss Formulare ausfüllen, die aus der Steinzeit der Bürokratie stammen (Rezept, Überweisungsschein, Krankenhauseinweisung, Transportschein, Laboranforderung und weiterer 36 Formulare!), diese sind alles andere als druckergerecht aufgebaut (soll der Programmierer halt trixen).

Viele Arztformulare sind immer noch Durchschreibsätze, die allenfalls mit dem Steinzeit-Nadeldrucker (Lautstärke ist vorsätzliche Körperverletzung) ausgefüllt werden können! Es gibt zwar die Möglichkeit die Formular selbst vom Computer generieren zu lassen, hat sich aber noch nicht soweit durchgesetzt, dass diese Drucker dann zu einem vernünftigen Preis zu bekommen wären.

Das Arzt-Praxisprogramm darf zukünftig auch keine Dauerdiagnosen mehr automatisch eintragen, denn aufgeführt werden darf zukünftig nur noch, was der Arzt in diesem Quartal behandelt (und das muss jetzt jedes mal neu per Hand eingegeben). Als ob Dauerdiagnosen (Herzinsuffizienz, Diabetes, Athma, Rheuma u.s.w.) nicht sowieso in Permanenz beobachtet werden müssen (selbst wenn nicht jedes Quartal eine Operation oder eine Rundum-Untersuchung fällig ist - könnte daraus ja werden)

Das Arzt-Praxisprogramm ist überhaupt nur für die Kassenmedizin geeignet. Die Rentenversicherungen und Sozialämter (nicht zu vergessen die Leichenschauscheine) schnitzen sich pausenlos ihre Formulare neu, vor allem aber ebenfalls nicht druckergerecht = handschriftlich oder mit der guten alten Schreibmaschine.

Labor-Anforderungsformulare sind nicht Computer-aussfüllbar, damit besteht keine automatische Kontrollmöglichkeit, was bestell, was ausgeführt und was abgerechntet wurde.

Aber:

Abrechnungen müssen auf dem Computer gemacht werden, damit sie (inzwischen ebenfalls Pflicht) online übertragen werden können. Die Abrechnung kommt dann wieder auf Papier (was du schwarz auf weiß besitzt ...).

Zukünftig müssen die Chipkarten online an die Kasse zwecks Überprüfung der Gültigkeit gesandt werden. Was ist aber, wenn der Pat. von seiner (neuen) Kasse noch keine gültige Chipkarte hat (kommt immer mal vor)?

DMP's müssen online an die entsprechenden Stellen eingesandt werden.

Abrechnungen aus Hausarztverträge müssen online an die Kassen gemeldet werden (dafür ist sogar ein eigenes Programm nötig).

Und noch einiges mehr!

Quintessenz: Der Arzt hat weitestgehend nix vom Computer, eher Mehrarbeit. Und was der Computer gerade besonders gut könnte, nämlich Automatisierung, ist explizit verboten. Andererseits bekommen die Kassen aber alle Daten EDV-mäßig aufbereitet. Dafür revanchieren sie sich dann mit hand- oder maschinenschriftlich auszufüllenden Anfragen (z.B. wie lange der Patient denn noch krank sei). Allein daran kann man schon erkennen, wie wichtig ihnen diese Anfagen sind!

Aber die EDV-Kosten bleiben beim Arzt: Anschaffung (je nach Praxisgröße) ~ 10 - 40 K und monatliche (da sitzen bei den Kassen und den KVen in Permanenz tagende Gremien, die ständig alles verändern, neu verschlimmbessern und dafür horrende Sitzungsgelder kassieren. Und die Programmierer der Softwarehäuser dürfen das dann in viel Nachtarbeit und meist kurz vor Quartalsende umsetzen) Software-Wartung zwischen 100 und 2000 €

Ich hab nix gegen Computer, ich arbeite gerne damit. Aber nutzen tut er mir in der Praxis nicht - dabei könnte er doch so vieles erleichtern!

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Ärzte sind (auch) Menschen
Zur Zeit schlagen bei einigen Blogs die Wellen wieder hoch, was den Wert der (ärztlichen) Arbeit, die Bezahlung, die Würdigung und das ständige Lamentieren etc. so anbelangt. Und begreiflicherweise fühlen sich da manche Nichtärzte mit ebenfalls hoher beruflicher Qualifikation, mit anstrengenden und belastenden Arbeitssituationen und mit niedrigen Gehältern etwas auf den Schlips (oder den Rock) getreten. Da heißt's: "warum ändert ihr nicht einfach all die Sachen, die euch stören".

Leider ist die Sache viel komplexer, als es nach außen den Anschein hat.
Da sind zum einen die unterschiedlichen Ärztcharaktere: Der Frosch, der nicht über seinen Tellerrand hinaus schaut, aber tief im Bauch spürt, dass er mit der Situation nicht zufrieden ist und deshalb laut quaakt. Die Primaballerina, die nur selbstverliebt ihre eigene Leistung sieht und sie gar nicht hoch genug bewerten kann. Der Karrierefreak, der sich so lange angestrengt (Studium) und noch viel länger ge-Katzbuckelt (Assistenz-, Oberarztzeit, Promotion, Habilitation), sich obendrein noch hoch verschuldet hat (Praxiseinrichtung): der will das jetzt amortisiert bekommen! Der Idealist, der eigentlich nur deshalb Arzt geworden ist, weil er "helfen" will, es aber nicht so kann, wie er möchte. Der Rechthaber, der überzeugt ist, dass nur er allein die Sache richtig machen kann - und das müssen die andern endlich begreifen!

Es gibt noch viele Type, die man hier aufzählen müsste. "Gutmenschen" sind sie alle, die Ärzte, denn sonst hätten sie diesen Beruf nicht ergriffen: Für jeden Typus gäbe es Berufe, die den persönlichen Zielen und Motivationen eher entsprächen, aber der "Gutmensch", das "Helfersyndrom", das macht ihnen - wie eine Sucht - zu schaffen.

Und dann kommt da so ein "Staat" mit seinen Politikern, die das einfach nicht einsehen wollen. Die meinen, es gäbe auch noch etwas anderes als Medizin, und die ganz eiskalt (brrr..., mich schüttelt's) sagen, "Gemeinwohl geht vor Einzelwohl". Und da sind auch die Richter, die uns Ärzte immer verurteilen, wenn wir was falsch gemacht haben (dabei ist es nicht so ganz klar wovor Ärzte mehr Angst haben, vor den Fehlern beim Patienten oder vor deren - persönliche - Konsequenzen), geben ihnen bei dieser Perversion auch noch Recht.

Und dann kommen da noch Kollegen (die Meinungsbildner oder auch Wichtigtuer), die wissen "wenn alle das tun, was ich für richtig halte, dann gehts uns gut" (Natürlich hat da jeder seinen eigenen Weg!). Die lassen sich dann in die KV oder die Ärtztekammer wählen, die engagieren sich (mehr oder weniger weit oben) in ärztlichen Berufsverbänden, der eine in einem wissenschaftlichen, der andere in einem standespolitischen, der dritte in einem allgemeinpolitischen, der eine mehr regional, der andere überregional. Aber alle haben sie noch ihre Praxen (oder die Anstellung im Krankenhaus), die sie üblicherweise davor bewahrt, aus der parlamentarischen/beratenden/Stammtisch-Ebene in die Vorsitzenden-Verantwortungs-Ebene zu wechseln.

Heraus kommt dabei eine Kakophonie, die jeden Außenstehenden, jeden Politker, aber auch jeden Vorsitzenden (der natürlich ebenfalls seine persönliche Vorstellung vom allein seligmachenden Weg hat, der vor allem aber seine rechtlichen Möglichkeiten und Verpflichtungen kennt und einhalten muss) den Eindruck vermittelt. "Die wissen ja gar nicht was sie wollen! Da muss ich für sie denken und Handeln" (Paradebeispiel Herr Dr.Köhler, Vorsitzender der KBV).

Ja wie war das schön zu Aufbruchzeiten der Schulmedizin (1880- 1920). Da waren die Professoren, die unangefochten festlegten, wo's lang geht. Da waren die Schüler diese Professoren, die begierig und völlig unwidersprochen das umsetzten, das die Wissenschaft an Neuem hergab. Da waren Politiker, die in der Uni angeklopften und fragten, was sie tun sollen (nicht wie heute, wo jeder Politiker sich den "Fachmann seines Vertrauens" hält, der ihm das erzählt, was der Politiker hören will - Herr Prof. Lauterbach, fühlen Sie sich etwa angesprochen?). Damals haben die Zeitungen auch noch von den Fortschritten und Erfolgen der Medizin berichtet, nicht von deren (angeblichen) Fehlern (weil das versprochene - wohl eher geforderte - Ziel nicht erreicht wurde). Und damals konnten die Kassen auch noch alles zahlen, was Ärzte verschrieben (z.B. bis 1906 Champagner auf Kassenrezept zur Stärkung bei allgemeinen Schwäche).

Aber schon im Dritten Reich ging's bergab. Die unabhängigen Ärzte wurden damals (wie auch viele andere Berufe) dem Staat unterworfen, und waren - nach 20 Jahren Kassen-Schlaraffenland - nicht mehr fähig, dem entgegenzutreten um ihre Selbständigkeit zu erhalten. Nach dem Krieg dann ein kurzer "zweiter Frühling": als ein Gesundheitsminister Theodor Blank eine "Krankenscheingebühr" (die heutigen 10.-€ Praxisgebühr) nur andachte, wurde er auf Druck der Ärzte von Adenauer in die Wüste geschickt!

Als es jedoch 1974 mit den Kostendämpfungsgesetzen losging (es sind bisher weit über hundert nachgefolgt!) war der Zug abgefahren. Die deutschen Kassenärzte so gefangen in staatlicher Verantwortung und Zwängen, so niedergemacht von angeblich zu hohen Arzteinkommen ("haben doch alle ihre Villa am Lago Maggiore", dem Wunschparadies des deutschen Nachkriegsmalochers), so beäugt von Kassen, Journalismus und Gerichten, so gegängelt von der Justiz und der Verwaltung!

Wer arm ist und ein bisschen dazu bekommt, ist glücklich und zufrieden. Wer einmal reich war, etwas davon verloren hat, ist unzufrieden, selbst wenn er mehr besitzt als der o.g. Arme!

Wer einst mächtig, angesehen, reich war und dies heute nicht mehr ist, steht psychisch vor dem Ruin. Wer - wie die heutigen Ärzte - dann auch noch die Scherben früheren "Reichtums" der Vorgänger zusammenkehren und dafür noch die Müllabfuhr bezahlen soll, der ist ober-stink-sauer. Und wer dafür auch noch beschimpft (anstatt bedauert - nein, ich meine nicht hier im Blog!!!) wird, überlegt sich, ob er die Rote-Armee-Fraktion nicht wiederbeleben sollte.

Ärzte snd Menschen, wie Du und ich (pardon, ich bin ja einer). Ärzte haben ihren Leistungswillen und ihr Verantwortungsbewußtsein wie jeder andere auch, den üblichen Wunsch nach Anerkennung der Leistung und die Vorstellung, dass sich dies materiell auch entsprechend ausdrückt. Sie haben ihre Stimmungen, Launen, Marotten, Krankheiten, Hobbies, Freunde, Feinde, Lieblingsessen, machmal auch ein bisschen zuviel getrunken, fahren auch mal zu schnell oder parken im Halteverbot. Und es gibt unter ihnen sicher auch schwarze Schafe, Faulpelze, Drückeberger und Stinkstiefel!

Wer von "den Ärzte" spricht und seine Handlungen und Argumente darauf aufbaut, der will bewußt täuschen, der will etwas ganz anderes, als er vorgibt!

Und wer jetzt über der Lektüre etwas verwirrt ist: genau das ist die Situation, verwirrend, nicht ganz durchsichtig, etwas gaga und vor allem: seeehr komplex!

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Dienstag, 29. Juni 2010
modernes Ärzte-Meinungsmarketing
Beim Stöbern in anderen Blogs bin ich bei Stationäre Aufnahme über die Begriffe Graswurzel-Bewegung und Astroturfing gestolpert: eine wirklich interessante Idee, wie auch Ärzte ihre Positionen in der Öffentlichkeit besser publizieren könnten.

Bisher arbeiten Ärzte ja fast ausschließlich mit Leserbriefen, höchst selten mit eMails. Ärztverbände geben - honorig wie sie nun mal alle sind - allenfalls "Presse-Erklärungen" heraus, die keinen Journalisten interessieren!

Anstatt weiterhin zu versuchen unsere Rechte über Gerichtsverfahren einzuklagen, sollten wir uns vielleicht einmal der (erprobten und erfolgreichen) Methoden der Marketing-Industrie bedienen!

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Nein, Deutschland ist kein Dritte-Welt-Land
Nein, Deutschland ist kein Dritte-Welt-Land. Dort ist ja alles viel einfacher. Klar, dass auch dort der Staat was für die armen Kranken tun muss, sonst käme es u.U. zu Seuchen. Deshalb hat nahezu jedes Dritte-Welt-Land Ambulatorien, wo jeder (auch ein Millionär oder ein ausländischer Tourist) hingegen kann und kostenlos behandelt wird und die aus dem (niedrigen) Steueraufkommen finanziert werden.

Sicher, die Behandlung ist auf niedrigem Niveau, aber nicht schlecht - man kann damit leben. Sogar Medikamente und Verbandsmittel gibt's - weitgehend - kostenlos, natürlich nicht die letzten Edelkracher aus den Forschungsküchen der Pharmariesen, sondern das Alt-Bewährte, etwas mehr Nebenwirkungsbehaftete und ohne rosa Schleiferl! Wer mehr will, bitte, chrom-blitzende Privatkliniken und edle Praxen gibt es überall. Das hat zwar seinen Preis, aber wer es sich leisten kann und es sich Wert ist ....

In Deutschland dagegen gestatten wir uns ein Hochleistungs-Sozialsystem: mehr CT's, MRT'S, Linksherzkatheter, Knochendichtemessgeräte als sonstwo auf der Welt, tollere High-tech-Intensivstationen in jedem kleinen Landkrankenhaus als in den berühmten amerikanischen Edel-Kliniken, ein Kur- und Reha-System, das einzigartig ist auf der Welt, und Medikamente, was "der Arzt für notwendig hält" (genaugenommen, was sich der Patient Wert ist, denn der Arzt wird hier gar nicht mehr gefragt, "Herr Doktor, ich brauch da noch ..."). Die Gesundheit ist aber leider trotzdem eher niedriger als in vielen anderen Ländern.

Das Deutsche System hat nur einen Haken: es ist inzwischen unfinanzierbar! Und es hat einen zweiten Haken: die "Reichen" haben schon lange gesagt "mit uns nicht, Mittelstand und Arme sollen sich doch gegenseitig ihre absurd übersteigerten Wünsche erfüllen", und sie haben sich aus der solidarischen Sozialverpflichtung unseres Grundgesetzes verabschiedet.

Nur die Politik hat jetzt ein Problem. Wie sag ich dem dummen Wahlvolk, das uns die letzten 50 Jahre so brav die Stange gehalten hat für unsere leeren Versprechen "ihr bekommt alles, was notwendig ist, ihr braucht auch gar nichts dafür zu tun, im Gegenteil wenn ihr krank seid, dann braucht ihr nicht einmal mehr arbeiten und kommt ggf. noch auf Kur mit Fango und Tango", dass damit jetzt Schluss ist? Die prügeln uns doch sonst wohin und wählen vielleicht sogar die Roten!

Tja, Sünden (besonders die der Lüge und der Maßlosigkeit) rächen sich irgend einmal! In einem Dritte-Welt-Land wäre man auf solche Luxus-Schnapsideen gar nicht gekommen!

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Mittwoch, 23. Juni 2010
Wo kann gespart werden
Die Politik sucht fieberhaft nach Möglichkeiten, die Gesundheitsausgaben zu senken. Ich hätte da ein paar Vorschläge:

1. Die Krankenkassen werden abgeschafft: das spart schon mal 8 Mrd €uro (und bei den Ärzten viel Ärger).

2. Die KVen werden abgeschafft: das spart zwar nicht so viel Kohle (nur 2-3% des Gesamtumsatzes aller Ärzte), aber noch mehr Nerven.

3. Der Arzt rechnet direkt mit den Patienten ab: da werden sich viele seeeehr wundern, was das alles kostet, was sie heute mal so nebenbei fordern (CT, MRT, Badewannenlift, Schlaftabletten u.v.m.), das ist dann plötzlich gar nicht mehr nötig.

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Hans-Jochim Sewering ist tot
Hans-Jochim Sewering ist tot. Er war einer jener Mächtigen unter den Ärzten, die einerseits maßgeblich für die hohen Einkünften der Ärzte in der Nachkriegszeit verantwortlich waren, was dann zur Gegenreaktion (Kürzung und trotzdem Aufrechterhaltung des Märchens von den hohen Ärztehonoraren) geführt hat, andererseits auch für das lädierte Ansehen der Ärzte in der Öffentlichkeit und vor allem für den Grabenkrieg zwischen Haus- und Fachärzten.

Insbesonders den Hausärzten/Allgemeinärzten hat er - als jahrzehntelanger Fortbildungsverantwortlicher der Bundesärztkammer - übel mitgespielt, weil er sein Leben lang die Maxime vertreten hat, der "praktische" Arzt sei der "nicht weitergebildete" Arzt (der dürfe die "Basis"arbeit machen) und eine Weiterbildung gäbe es nur in den einzelnen Organfächern (hier spielt sich dann die "echte" Medizin ab). Dies bedeutet, dass er - als Gynäkologe - die Aufgaben und Arbeitsweise der Hausärzte aus Arroganz und Überheblichkeit schlichtweg nicht erkannt und damit geleugnet hat.

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Mittwoch, 16. Juni 2010
Service-Wüste AOK
Eine meiner Patientinnen hat von mir vor 2 Jahren ein TENS-Gerät (eine Art Reizstromgerät für chronische Rückenschmerzen) leihweise verordnet bekommen. Die Verordnung gilt jeweils für 1 Jahr und nun war die 2.Weiterverordnung fällig.
Doch es kam ein bedauernder Brief der (deutschen) Firma, die AOK Bayern würde die Geschäftsbeziehung mit ihnen nicht weiterführen weil kein (Anm.d.Red.: Dumping-)Vertrag zustande gekommen sei. Meine Pat. sollte das Gerät zurückschicken und sich für die weitere Versorgung an die AOK wenden.

Gesagt, getan, ein Anruf bei der Geschäftsstelle (auf eigene Kosten) erbrachte den Verweis auf das entsprechende "AOK-Kompetenz-Zentrum". Dortiger Anruf "alles klar, schicken sie uns das Rezept".

Soweit so gut. Aber wer macht die Einweisung auf's Gerät? Auf das frühere habe ich eingewiesen, nachdem ich mir eine über ein-stündige persönliche Einweisung der Firmenmitarbeiterin reingezogen hatte (für inzwischen ca. 20 verordnete Geräte akzeptabel). Also entsprechenden Begleitbrief dem Rezept beigefügt.

Es kam - per Hermes - ein leicht angedätschtes Päckchen mit einem nicht weiter (schon gar nicht Original) verpackten Gerät, einigen Zusatzteilen und einer typsch ausländischen Gebrauchsanweisung. Keine Information der AOK, wer denn jetzt die Einweisung macht.

Natürlich könnte ich mich selbst mit dem Gerät befassen, eine babelfish-übersetzte Gebrauchsanleitung deuten, die Patientin einweisen und dafür stolze 6,65 €uro abrechnen (ob ich sie auch bekomme, hängt davon ab, wieviel wann wieder "abgestaffelt" wird) und übernehme damit die volle Haftung.

Aber wer bin ich denn? Weil die Kassen sich bei irgendwelchen Hinterhof-Billiganbietern versorgen, dürfen die Ärzte - jede Kasse ihr eigenes Gerät - mal wieder die Hanswursten machen? Nee!
(werde berichten, wie's weitergeht)

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Dienstag, 15. Juni 2010
Wie unverschämt darf "Meinung" sein
Da haben die Kassen immer lamentiert, es gingen zuviele Patienten direkt zum Facharzt, machten "doctor-hopping", würden sich für ein und dieselbe Krankheit von mehreren Ärzten zuviele Medikamente verschreiben lassen (und nähmen sie dann gar nicht). Das sei alles viel zu teuer, die Patienten sollten "ihren" Hausarzt haben und zu dem sollten sie gehen, das sei billiger.
Nun hat Ulla, die Gesundheitsministerin, die "Hausarztverträge" ins Gesetz geschrieben und dass diese nicht mit den von den Kassen so ungeliebten KVen, sondern mit Vereinigungen zu verhandeln seien, welche die absolute Mehrheit aller Hausärzte einer Region (letztlich: dem BDA, Hausärzteverband) vertreten.

Das passt den Kassen nun erst recht nicht, dass sie Verträge mit einer weiteren und noch dazu viel effektiveren "Monopolorganisation" abschließen müssen, als es die KVen bisher schon waren. Deshalb haben die meisten Kassen das Gesetz auch schlichtweg ignoriert und keine Verträge abgeschlossen. Der BDA lässt sich allerdings nicht übergehen (es gab ja dafür auch Pflichten). Wie im Gesetz "angedroht" wurden daher von der Aufsichtsbehörde Schiedsleute eingesetzt, die entsprechende Ersatz-Entscheidungen getroffen haben.

Nun haben sich die vereinten Krankenkassen (Unterschrieben von Wilfried Jacobs , Vorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, Birgit Fischer, Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Prof.Dr.h.c.Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender DAK - Unternehmen Leben und Ingo Kailuweit, Vorsitzender des Vorstandes KKH-Allianz) in einem Brief an den neuen Gesundheitsminister Rösler gewandt. Sie fordern darin

- im Bereich der hausarztzentrierten Versorgung für echten Vertragswettbewerb zu sorgen und den § 73b SGB V so zu modifizieren, dass auch Hausarztverträge wieder echte Selektivverträge ohne Kontrahierungszwang und Schiedsfähigkeit werden.

- die vom Bundesversicherungsamt und den Landesaufsichten ernannten Schiedspersonen deutlich auf ihre Verantwortung bezüglich der Beitragssatzstabilität der GKV hinzuweisen.

- und alle Schiedssprüche beanstanden zu lassen, die zu Mehrausgaben gegenüber der derzeitigen hausärztlichen Vergütung führen.


Als "Begründung" wird angeführt, dass "erste bereits ergangene regionale Schiedssprüche den Hausärzten weit entgegenkämen und - bei bundesweiter Umsetzung - Mehrausgaben von bis zu 1,5 Mrd €uro nach sich ziehen würden".

Eine größere Unverschämtheit ist mir wirklich noch nicht untergekommen. Da fordert die geballte Kassenmacht vom Minister doch nichts anderes als Verhältnismäßigkeit und Rechtsstaatlichkeit auszuhebeln und die Hausärzte zu zwingen, Mehrarbeit kostenlos zu erbringen und sich dafür auch noch zivilrechtlich an die Krankenkasssen zu binden, die wiederum - teile und herrsche - nur mit einzelnen, besonders erpressbaren Gruppen Verträge machen brauchen, während die anderen, nicht erpressbaren, vertragslos verhungern dürfen!

Außerdem wird hier mit bewußt falsch interpretierten Zahlen Demagogie und Politikerverarsche übelster Sorte betrieben, denn die Honorierung der Hausärzte in den Hausarztverträgen soll ja sowieso aus dem Gesamthonorar der Ärzte herausgerechnet werden und Mehrhonorar der Hausärzte wird nur aus nachgewiesenen Einsparungen bei Medikamenten und Krankenhaus-Einweisungen gewährt! Diese Einsparungen werden von den Kassen zwar zuerst hochgerechnet, hinterher aber kontrolliert (und ggf. bereinigt)!

Die früher immer beklagten Mehrausgaben sollen also zwar eingespart werden (das ist ja der gesetzliche Hintergedanke und auch der Haupt-Vertragsinhalt der Hausarztverträge). Für diese Mehr-Arbeit sollten die Hausärzte aber nicht mehr Honorar bekommen sondern - in alter Kassenmanier - mit Verleumdung und falschen Zahlen über den Tisch gezogen werden.

Die so hochbezahlten Kassenvorstände haben scheint's noch immer nicht mitbekommen, wie dünn das Eis der kostengünstigen hausarzt-medizinischen Versorgung inzwischen geworden ist! Während sich die Politik immer mehr anstrengt, doch mehr junge Leute für diesen Beruf zu motivieren und ihnen sogar Hilfestellungen gibt für die Niederlassung, dreschen die Kassen weiter in Steinzeitmanier auf die Hausärzte ein und machen ihnen das Leben schwer. Offensichtlich wollen die Kassen - entgegen aller Beteuerungen und Lippenbekenntnissen gar keine Hausarztmedizin!

Die Wirtschaftswissenschaften haben uns gelehrt:

"Jeder steigt so lange auf,
bis er die Stufe seiner Unfähigkeit erreicht hat"
.

Wohl wahr!

P.s.: Die AOK Baden-Württemberg distanziert sich inzwischen von dem Pamphlet. Sie habe in zwei Jahren keine Kostensteigerung durch die Hausarztverträge feststellen können [Anm.: die haben nämlich schon einen gemacht, die anderen reden nur und wollen damit ihre Untätigkeit beschönigen]. AOK-BW-Chef Dr.Rolf Hoberg kritisiert, der Brief vermittelt den Anschein, "dass die Unterzeichner die Chancen der Verträge nur ansatzweise verstanden haben".

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Montag, 14. Juni 2010
Letzte Woche in der Praxis:
16-Jährige mit ca 1.60 m und 90 kg Lebendgewicht, Hotpants und zu kleinem Spagettiträger-Wurst- in-der-Pelle-T-shirt (darunter selbstversändlich der Anstands-BH) hat sich das Sprunggelenk umgetreten und kann nicht laufen. Deshalb auch Lymphschwellung im Oberschenkel.

Sie wolle das (gemeint ist die Schwellung im Oberschenkel) weghaben, "weil das schaut ja unästhetisch aus!"

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Freitag, 4. Juni 2010
Heiliger Sankt Florian...
schon' unser Haus, zünd' andre an!

gestern in der hießigen Tageszeitung:

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) hat sich in der Fragestunde des Potsdamer Landtags gegen die Ausbildung von Humanmedizinern in Brandenburg ausgesprochen. Sie begründete dies mit zu hohen Kosten. Die FDP hatte kürzlich eine Mediziner-Ausbildung gefordert, um dem Ärztemangel auf dem Land abzuhelfen.

Einen Kommentar kann man sich da eher sparen!

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