Montag, 6. Juli 2009
Doktor werden und Doktor sein
der landarsch, 13:42h
Ich führe keinen Doktortitel. Nicht aus Faulheit, eher anders rum: Weil in einer 2½ jährigen statistischen Arbeit herauskam, dass das Forschungsgebiet meines Doktorvaters keine signifikanten (bzw. relevanten) Änderungen zur bisherigen Wissenschaft brachten, hatte er mich vor die Alternative gestellt, meine Ergebnisse nochmal zu "überdenken und neu zu bewerten" oder er "könne die Arbeit nicht annehmen". Ich hab mich für letzteres entschieden. (Er hat dann noch etwas 4 Jahre weiter Forschungsgelder für Forschungen an einem toten Gaul bezogen, bis es die Spatzen. d.h. die Forscher-Konkurrenten von den Dächern pfiffen).
Als ich mich dann niederließ - rundherum alles altgediente Doctores - war schon etwas Raunen im Busch "ist das überhaupt ein richtiger Arzt?". Um mir beizuspringen brachte der Dorfschullehrer im Unterricht die Sprache darauf und meinte "Wenn man fleißig lernt und Abitur macht und dann noch viel Jahre studiert und dann noch eine Prüfung macht, dann ist man Arzt. Und wenn man dann noch eine Fleißarbeit macht, dann wird man Doktor."
Gleich nach der Schule kam der damals 11-jährige Sohn meines Vermieters zu mir, berichtete aus der Schule und meinte in tiefstem Brustton der Überzeugung: "Also dösch hätt i au it dua" (Auf hochdeutsch: Also das hätte ich auch nicht gemacht!)
Inzwischen bin ich natürlich auch der "Herr Doktor".
Übrigens, von meiner Studiengruppe (10 Kommilitonen) haben 9 nach dem ersten Staatsexamen mit einer Doktorarbeit begonnen: keiner hat diese Arbeit erfolgreich abgeschlossen! Einer dieser neun und der Zehnte haben dann später eine kurze Literaturarbeit gemacht (ca. 14 Tage). Nur diese zwei sind heute "echte" Doctores.
Als ich mich dann niederließ - rundherum alles altgediente Doctores - war schon etwas Raunen im Busch "ist das überhaupt ein richtiger Arzt?". Um mir beizuspringen brachte der Dorfschullehrer im Unterricht die Sprache darauf und meinte "Wenn man fleißig lernt und Abitur macht und dann noch viel Jahre studiert und dann noch eine Prüfung macht, dann ist man Arzt. Und wenn man dann noch eine Fleißarbeit macht, dann wird man Doktor."
Gleich nach der Schule kam der damals 11-jährige Sohn meines Vermieters zu mir, berichtete aus der Schule und meinte in tiefstem Brustton der Überzeugung: "Also dösch hätt i au it dua" (Auf hochdeutsch: Also das hätte ich auch nicht gemacht!)
Inzwischen bin ich natürlich auch der "Herr Doktor".
Übrigens, von meiner Studiengruppe (10 Kommilitonen) haben 9 nach dem ersten Staatsexamen mit einer Doktorarbeit begonnen: keiner hat diese Arbeit erfolgreich abgeschlossen! Einer dieser neun und der Zehnte haben dann später eine kurze Literaturarbeit gemacht (ca. 14 Tage). Nur diese zwei sind heute "echte" Doctores.
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benedicta,
Montag, 6. Juli 2009, 16:09
Chapeau
Ich zieh meinen Hut vor jedem, der den Schritt "weg vom Fleiß-Doktor" geht.
Denn letztlich steigt damit die Qualität der medizinischen Forschung - weil die verbleibenden Doktorarbeiten dann irgendwann wirklich aus Interesse am Thema passieren und nicht mehr aus "ich brauch nen Dr.". Bis dahin ist natürlich noch ein langer Weg.
Langfristig bedeutet es auch, dass diejenigen die einen echten wissenschaftlichen Dr.med. mit der dazugehörenden Forschungsarbeit machen dann irgendwann auch die entsprechende Anerkennung bekommen und nicht mehr (von Dr.es rer.-nat. und ing.) zu hören bekommen, dass ein Dr.med. "ja nur ne bessere Studienarbeit" ist.
Denn letztlich steigt damit die Qualität der medizinischen Forschung - weil die verbleibenden Doktorarbeiten dann irgendwann wirklich aus Interesse am Thema passieren und nicht mehr aus "ich brauch nen Dr.". Bis dahin ist natürlich noch ein langer Weg.
Langfristig bedeutet es auch, dass diejenigen die einen echten wissenschaftlichen Dr.med. mit der dazugehörenden Forschungsarbeit machen dann irgendwann auch die entsprechende Anerkennung bekommen und nicht mehr (von Dr.es rer.-nat. und ing.) zu hören bekommen, dass ein Dr.med. "ja nur ne bessere Studienarbeit" ist.
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real_knaller,
Dienstag, 7. Juli 2009, 15:42
Naja, der Dr. zeigt zumindest, dass derjenige eine gewisse Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten gezeigt hat. Daraus Rückschlüsse auf die Arbeit als Arzt zu ziehen ist aber schon gewagt.
Trotzdem passiert es auch mir immer noch, dass ich beim 'Dr.' irgendwie ein besseres Gefühl im Bauch habe.
Trotzdem passiert es auch mir immer noch, dass ich beim 'Dr.' irgendwie ein besseres Gefühl im Bauch habe.
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benedicta,
Donnerstag, 9. Juli 2009, 16:55
Siehst du, mir gehts genau andersrum. Sehe ich "Dr. med.", bin ich erstmal *gegen* den Träger dieses Titels eingenommen - weil ich selbst wissenschaftlich tätig bin und leider viel zu viele Mediziner kenne deren "Dr. med." mit ehrlicher wissenschaftlicher Arbeit nicht sonderlich viel zu tun hat.
Ein Arzt ohne Dr. hingegen signalisiert mir eine gewisse Fähigkeit zur Selbstkritik und zum unabhängigen Denken - was in einem sicherheitskritischen Fachgebiet immer nützlich ist.
(Klar, das ist alles höchst subjektiv. Und grade beim Arzt spielt das Vertrauen ja eine große Rolle... letztlich hilft da eh nur hingehen, "Tach" sagen und schaun wie derjenige so drauf ist.)
Ein Arzt ohne Dr. hingegen signalisiert mir eine gewisse Fähigkeit zur Selbstkritik und zum unabhängigen Denken - was in einem sicherheitskritischen Fachgebiet immer nützlich ist.
(Klar, das ist alles höchst subjektiv. Und grade beim Arzt spielt das Vertrauen ja eine große Rolle... letztlich hilft da eh nur hingehen, "Tach" sagen und schaun wie derjenige so drauf ist.)
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der landarsch,
Freitag, 10. Juli 2009, 19:35
Danke, das geht runter wie Honig. Schau doch mal vorbei!
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