Montag, 6. Juli 2009
Doktor werden und Doktor sein
Ich führe keinen Doktortitel. Nicht aus Faulheit, eher anders rum: Weil in einer 2½ jährigen statistischen Arbeit herauskam, dass das Forschungsgebiet meines Doktorvaters keine signifikanten (bzw. relevanten) Änderungen zur bisherigen Wissenschaft brachten, hatte er mich vor die Alternative gestellt, meine Ergebnisse nochmal zu "überdenken und neu zu bewerten" oder er "könne die Arbeit nicht annehmen". Ich hab mich für letzteres entschieden. (Er hat dann noch etwas 4 Jahre weiter Forschungsgelder für Forschungen an einem toten Gaul bezogen, bis es die Spatzen. d.h. die Forscher-Konkurrenten von den Dächern pfiffen).

Als ich mich dann niederließ - rundherum alles altgediente Doctores - war schon etwas Raunen im Busch "ist das überhaupt ein richtiger Arzt?". Um mir beizuspringen brachte der Dorfschullehrer im Unterricht die Sprache darauf und meinte "Wenn man fleißig lernt und Abitur macht und dann noch viel Jahre studiert und dann noch eine Prüfung macht, dann ist man Arzt. Und wenn man dann noch eine Fleißarbeit macht, dann wird man Doktor."

Gleich nach der Schule kam der damals 11-jährige Sohn meines Vermieters zu mir, berichtete aus der Schule und meinte in tiefstem Brustton der Überzeugung: "Also dösch hätt i au it dua" (Auf hochdeutsch: Also das hätte ich auch nicht gemacht!)

Inzwischen bin ich natürlich auch der "Herr Doktor".

Übrigens, von meiner Studiengruppe (10 Kommilitonen) haben 9 nach dem ersten Staatsexamen mit einer Doktorarbeit begonnen: keiner hat diese Arbeit erfolgreich abgeschlossen! Einer dieser neun und der Zehnte haben dann später eine kurze Literaturarbeit gemacht (ca. 14 Tage). Nur diese zwei sind heute "echte" Doctores.

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