Donnerstag, 8. April 2010
Rösler packt's an
Nach der üblichen 100-Tage-Frist einer neu gewählten Regierung hat Jung-Minister Rösler inzwischen schon eltliches angestoßen - und die grundsätzliche Stoßrichtung ist (mit den Vertragsverhandlungen zwischen KK's und Pharmaindustrie auch bei Neu-Medikamenten und der "Landarztquote") jedenfalls eindeutig liberaler, kreativer und weniger obrigkeitlich, als alle Maßnahmen seiner Vorgängerin.

Dennoch, auch hier wird weitgehend nur leeres Stroh gedroschen und inhaltslose Worthülsen bombastisch publiziert! Neue Ärzte auf's Land zu verpflichten und sie dafür leichter zum Studium zuzulassen - auf welcher Schnapsparty ist denn diese Idee geboren? Wohl bei einem Offiziersabend der Bundeswehr (wer sich bei der Bundeswehr für einige Jahre verpflichtet, dem zahlt der Staat nicht nur das Studium incl. Einkommen, er sorgt sogar für einen Studienplatz). Aber hier verpflichte ich mich für eine bestimmte Zeit als Berufssoldat! Und der wandert sofort nach Afganistan, wenn er das Studium schmeißt oder durchfällt.

Oder stand vielleicht der Film "Doc Hollywood" mit Michael J. Fox Pate: junger aufstrebender Schönheitschirurg bleibt (nach Unfall und gerichtlich verordneten Sozialarbeitsstunden) in einem - vom alten Arzt verlassenen - Nest in South Carolina hängen, verliebt sich in das Landleben und die attraktive Krankenwagenfahrerin und beschließt Landarzt zu werden?

Der Arztberuf sei nach wie vor sehr attraktiv, nur die Landarzt-Tätigkeit sei es nicht, hört man aus politischen Kreisen. Ja warum macht man denn das Landarztleben dann nicht attraktiver, anstatt Dumme und Dümmere zu suchen, die sich vielleicht noch breitschlagen lassen?

Landarzt heute heißt (im Vergleich mit "Stadt-Ärzten"): deutlich mehr Arbeit mit deutlich mehr Ärger mit KVen und Kassen wegen angeblicher Unwirtschaftlichkeit, gleichzeitig ständig nachträgliche Kürzungen der erbrachten Leistungen wegen Durchschnitts-Fallzahlüberschreitung u.ä., einen ständigen Riesenberg an Anfragen von Sozialämtern, Rentenversicherungen, Sozialgerichten, weniger Freizeit, schlechtere Möglichkeiten für Kultur und Unterhaltung, schlechtere, bzw. umständlichere schulische Versorgung der Kinder mit längeren Fahrwegen und -zeiten, ständige berufliche/gesellschaftliche/soziale Präsenz, ständiges Leben unter den Augen der Öffentlichkeit u.v.m..

Natürlich kann Land(arzt)leben auch schön sein und die Arbeit sehr befriedigend (ich bin ja selbst überzeugter Landarzt). Aber mit Dummenfang-Methoden Landärzte schangheien??? Zahlt sie gut, macht den Job attraktiv, dann brauchts solche Methoden nicht.

P.s.: in der Dritten Welt ist es üblich, dass junge Ärzte vor der Voll-Approbation ihr "Praktikum" (meist ca. 2 Jahre) auf dem Land verbringen müssen. Nur, auch da sind sie einen Tag später auf und davon - auf dem Weg in die Stadt!
Karrikatur Landarzt der Zukunft

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