Freitag, 10. Juli 2009
Quod licet jovi, non licet bovi
auf Deutsch:
was Jupiter darf, darf der Hornochse noch lange nicht!

Madoff

Ich hoffe, ich verletze hier keine Urheberrechte. Ansonsten kann ich den Blog, von dem ich das habe, nur wärmstens empfehlen.

Es ist auch sehr vieles über das neue amerikanische Gesundheitssystem drin, das sich vom deutschen gar nicht so viel unterscheidet!

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Montag, 6. Juli 2009
Doktor werden und Doktor sein
Ich führe keinen Doktortitel. Nicht aus Faulheit, eher anders rum: Weil in einer 2½ jährigen statistischen Arbeit herauskam, dass das Forschungsgebiet meines Doktorvaters keine signifikanten (bzw. relevanten) Änderungen zur bisherigen Wissenschaft brachten, hatte er mich vor die Alternative gestellt, meine Ergebnisse nochmal zu "überdenken und neu zu bewerten" oder er "könne die Arbeit nicht annehmen". Ich hab mich für letzteres entschieden. (Er hat dann noch etwas 4 Jahre weiter Forschungsgelder für Forschungen an einem toten Gaul bezogen, bis es die Spatzen. d.h. die Forscher-Konkurrenten von den Dächern pfiffen).

Als ich mich dann niederließ - rundherum alles altgediente Doctores - war schon etwas Raunen im Busch "ist das überhaupt ein richtiger Arzt?". Um mir beizuspringen brachte der Dorfschullehrer im Unterricht die Sprache darauf und meinte "Wenn man fleißig lernt und Abitur macht und dann noch viel Jahre studiert und dann noch eine Prüfung macht, dann ist man Arzt. Und wenn man dann noch eine Fleißarbeit macht, dann wird man Doktor."

Gleich nach der Schule kam der damals 11-jährige Sohn meines Vermieters zu mir, berichtete aus der Schule und meinte in tiefstem Brustton der Überzeugung: "Also dösch hätt i au it dua" (Auf hochdeutsch: Also das hätte ich auch nicht gemacht!)

Inzwischen bin ich natürlich auch der "Herr Doktor".

Übrigens, von meiner Studiengruppe (10 Kommilitonen) haben 9 nach dem ersten Staatsexamen mit einer Doktorarbeit begonnen: keiner hat diese Arbeit erfolgreich abgeschlossen! Einer dieser neun und der Zehnte haben dann später eine kurze Literaturarbeit gemacht (ca. 14 Tage). Nur diese zwei sind heute "echte" Doctores.

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Freitag, 3. Juli 2009
und sie explodieren weiter
Die gesetzlichen Krankenkassen haben ihre Marketingausgaben seit Einführung des Gesundheitsfonds massiv gesteigert, so das Marktforschungsinstituts TMC Thomson Media Control:

- Die Barmer Ersatzkasse erhöhte im ersten Halbjahr 2009 ihre Werbeausgaben um 83 Prozent im Vergleich
zum Vorjahreshalbjahr auf 3,96 Millionen Euro,

- die Allgemeinen Ortskrankenkassen gaben 9,44 Millionen Euro für Werbung aus (plus 28 Prozent),

- die DAK investierte 2,44 Millionen Euro (plus 36 Prozent),

- die TKK hielt sich mit nur einem geringen Plus bei kanpp 880.000 Euro in Grenzen,

- dafür steigerte die KKH-Allianz ihre Ausgaben von 293.000 Euro auf sogar 2,44 Millionen Euro (= 832 %)

Das alles - wohlgemerkt - nur im ersten Halbjahr 2009, und das sind auch nur die direkten Marketing-Ausgaben! Die Kosten für die bunten Kassenblättchen (die AOK besitzt dafür sogar einen eigenen Verlag der über 100 verschiedene Publikationen für Versicherte, Arbeitgeber, Rentner, Beschäftigte verschiedener Berufssparten, Jugendliche usw. herausgibt), die "Sonderangebote" wie Zuschüsse zu Kreuzfahrten, Unterstützung von Salsa-Abenden (siehe "AOK-Plus, die zweite" vom 9.Mai), etc sind hier noch gar nicht enthalten und kosten - nach einzelnen KK's unterschiedlich - durchschnittlich ca. 5% des Beitragsaufkommens (= ca. 6 Milliarden Euro Krankenkassenbeiträge) neben weiteren 5% für "Betriebskosten" (Löhne, Heizung für Glaspaläste, Veranstaltungen für Politiker etc.).

Was wäre die Deutsche Marketing- und Druck-Industrie ohne die deutschen Krankenkassen?

Pleite!

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Donnerstag, 2. Juli 2009
Kein Wunder, wenn die Kosten explodieren
aber beim Staat!

In der Post ein "Rote-Hand-Brief" (das sind warnende Informationen, wenn eine Pharmafirma auf eine massive Gefahr hinweisen muß). Betrifft Thalidomid (das war mal Contergan®), inzwischen wieder auf dem Markt, aber nicht als beliebiges Schlafmittel, sondern zur Behandlung bei bestimmten Tumore in Verbindung mit anderen Chemotherapeutika.

Zitat aus dem Brief:
"Seit April 2008 ist Thalidomid ......... für die Behandlung von ... ab einem Alter ≥65 Jahre bzw. Patienten, für die eine hochdosierte Chemotherapie nicht in frage kommt, zugelassen."
"Da Thalidomid hochgradig teratogen (fruchtschädigend) wirkt .... wurde in Übereinstimmung mit der Europäischen Zulassungagentur EMEA und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein Risiko-Management-Plan erstellt. Dieser Plan beinhaltet u.a. ein Schwangerschaftsverhütungsprogramm zur Verhinderung jeglicher Thalidomid-Exposition während einer Schwangerschaft...".

Da wird u.a. auch geregelt, dass gebährfähige Frauen unter Thalidomid-Therapie sicher verhüten müssen, nicht nur abstinent sein sollen!

Man frägt sich, wieviele Frauen ≥ 65 Jahre schwanger werden und ob sie bei diesen Tumoren überhaupt noch Lust auf Sex haben, bzw warum sich eine hochdosierte Chemotherapie verbietet (außer sie sind schwanger)!

Und damit haben sich 2 Behörden (national und international) beschäftigt!

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Freitag, 26. Juni 2009
Kein Echinacin mehr für Kinder auf Kassenkosten
Gerade weist mich meine Apothekerin darauf hin, dass laut der neuen, seit 1.6.09 geltenden, Arzneimittelrichtlinie ab sofort auch für Kinder unter 12 Jahren die Verordnung vieler Medikamente, darunter "Immunstimulantien", z.B. Echinacin-Präparate) neuerdings als "unwirtschaftlich anzusehen ist" und diese daher keine Kassenleistung mehr sind, d.h. nicht mehr auf Kassenrezept (= rotes Rezept) verordnet werden können.

Man kann zu solchen Medikamenten stehen wie man will (ich stehe sehr positiv dazu), aber ich finde es einen sozial- und familienpolitischen Skandal ersten Ranges, wenn die Ausschließlichkeit der Schulmedizin jetzt auch auf Kinder angewandt wird!

Pharmakologen sagen - völlig zu Recht - dass sie mit schulmedizinisch-wissenschaftlichen Methoden bei mehr als zwei Wirkstoffen nicht mehr sagen können, was eigentlich im Körper abläuft. Daraus aber abzuleiten, dass dann keine Wirkung und somit eine "Unwirtschaftlichkeit" vorliegt ist nicht mehr erträgliche Hybris.

Wenn ich etwas nicht weiß, dann halte ich meinen Mund! Wenn diese Leute etwas nicht wissen, dann behaupten sie, es sei "nicht wirksam" (und die Politik freut sich drüber!). Die medizinische Erfahrung von Jahrhunderten ist ja nur eingebildet!

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...denn er hat ja ausgesorgt (ein Arztleben)
Die Schulausbildung mussten erst mal die Eltern zahlen, denn:
„wer Medizin studiert und keine goldenen Löffel klaut, hat ausgesorgt bis an’s Lebensende“ (Franz Müntefering – damals sozialpolitischer Sprecher der SPD – 1992 vor dem Deutschen Bundestag)

Das Studium mussten dann auch noch die Eltern finanzieren, denn:
„wer Medizin studiert und keine goldenen Löffel klaut, hat ausgesorgt ..."

Als AiP’ler (nach 5 Jahren Studium und bestandenem 2.Staatsexamen) bekam er erst mal weniger Geld als der Lehrlinge im Baugewerbe im dritten Lehrjahr, denn
„wer Medizin studiert und keine goldenen Löffel klaut,...“

Als "Arzt in Weiterbildung" (nach 6 Jahren Studium und erfolgreich abgeschlossenen drittem Staatsexamen) verdiente er natürlich weniger als ein Rechts-Referendar (nach 2 Jahren Studium und nur erfolgreich abgeschlossenem ersten Staatsexamen), denn:
„wer Medizin studiert und keine...“

Als niedergelassener Arzt muss er seine Praxis, seine Kranken- und Altersversorgung, seine Personal, seine Bankkredite und seine Weiterbildung natürlich selbst finanzieren, denn:
„wer Medizin studiert und ...“

Als niedergelassener Arzt wird ihm jetzt von Politik und Kassen immer mehr – unbezahlte (!) – Arbeit aufgehalst, denn:
„wer Medizin studiert ...“

Als niedergelassener Arzt muss er sich von den Krankenkassen und der Politik auch ständig anhören, dass er „sehr viel Geld verdient“ und es deshalb nur gerecht sei die Honorare zu „beschränken“ (= abzusenken), denn:
„wer Medizin ...“

Als niedergelassener Arzt muss er sich auch von den privaten Krankenversicherungen anhören wie viel „die Ärzte“ verdienen (nur leider nicht er, sondern der Chefarzt im Krankenhaus) und dass alle Honorare deshalb gekürzt werden müssen, denn:
„wer ...“

Wenn er dann – am Ende eines arbeitsreichen Lebens, in dem er keine goldenen Löffel geklaut hat – seine Praxis an einen Nachfolger weitergeben will (wenn er heutzutage überhaupt einen findet!), entscheiden andere, ob er verkaufen darf und – wenn ja – zu welchem Preis, denn:
„ ...“

Also ehrlich, ich pfeif drauf, ob sich andere für mich sorgen, damit ich "ausgesorgt habe bis an's Lebensende". Ich leiste lieber gute Arbeit und will dafür auch eine anständige Bezahlung erhalten, nicht die „Sorglosigkeit“ eines (bankrotten) Versorgungsstaates geniessen!

Oder sollte ich vielleicht doch goldene Löffel klauen?

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Donnerstag, 18. Juni 2009
Gesetz für Patientenverfügungen
Heute soll also, nach langem Zögern und Zaudern und Bedenken und Prüfen und "Wenn aber" und "kann man ja nicht sicher sein" und was ihnen sonst noch an Ausreden eingefallen ist, das Gesetz für Patientenverfügungen im Bundestag beschlossen werden. Danach steht dann sicher auch noch der Bundesrat aus und danach kommt der Einspruch beim Bundesverfassungsgericht und dann kommt die Abänderung und dann ...

Heute Morgen meinte im Fernsehen ein Jurist "ja, die Ärzte seien sich da unsicher und man wüsste ja auch nicht, ob der Patient die in gesunden Zeiten getroffene Verfügung jetzt auch noch so meint." Also, ich als Arzt habe keine Probleme mit dem Wunsch des Patienten!

Die einzigen, die hier ständig ihre Bedenken herumposaunen, weil Euthanasie nicht in ihr schönes hypothetisches Weltbild passt und sie noch keinen Dreh zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe gefunden haben, sind ausnamslos die Juristen! Und mit denen hatte ich schon mal Ärger*, weil die meinten (bei einem seit 3 Jahren hirntoten Patienten!), sie müssten ihre Bedenken und ihre Unsicherheit - kurz, ihre persönlichen Moralvorstellungen - den andern in Form von Gefängnis-Strafe auf's Auge drücken!

* ich habs nicht selbst getan, sondern ich war der Pressesprecher eines ärzlichen Kreisverbandes, der versucht hat, die Wogen zu glätten und den Kollegen aus der Schusslinie zu bekommen.

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Dienstag, 16. Juni 2009
Betr.: Waschzettel (Beipackzettel)
Kinderdoc hat's angeleiert, deshalb auch hier mein Senf dazu:

1. Die Waschzettel heutiger Form wurden eingeführt nach dem Contergan-Fiasko vor 50 Jahren. Damals wurde die Regierung angegriffen, wie konnte so ein Medikament überhaupt zugelassen werden. Nun, die Regierung war sicher nicht Schuld! Schuld war vielmehr die Leichtgläubigkeit und der Leichtsinn der damaligen Pharma-Forschung und der Gesellschaft im Allgemeinen. Aber was macht ein gescholtener Jurist, zumal wenn er in der Politik oder der politischen Verwaltung Verantwortung trägt? Er erlässt Vorschriften. Und so entstand die heutige Form des Waschzettels, der letztendlich nur die Verantwortung für eventuelle Schäden auf den Arzt verlagert, der aber keineswegs den Patienten sinnvoll aufklärt!

2. Waschzettel müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) genehmigt werden. Sie müssen bestimmte gesetzliche Auflagen erfüllen und dürfen keine "werbenden Aussagen" machen (siehe dazu auch :http://de.wikipedia.org/wiki/Beipackzettel). Sie dürfen aber durchaus (manche tun das ja auch) die Patienten sinnvoller aufklären, über das Präparat und über ihre Krankheit! Der normale, übliche, verwirrende Waschzettel ist also nur Faulheit und Desinteresse am Patienten!

3. Im Beipackzettel werden nicht die Nebenwirkungen/ Gefahren/ Kontraindikationen des Präparats oder des Wirkstoffes genannt, nein es sind die Nebenwirkungen/ Gefahren/ Kontraindikationen der Wirkstoffgruppe. Dadurch kommt es dazu (z.B. Vomacur, aber auch andere), daß auf dem Waschzettel z.B. steht:
Indikation (Anwendungszweck) : Übelkeit
Nebenwirkung: Übelkeit!

4. schon vor 20 Jahren habe ich in einem Leserbrief (wurde auch gedruckt) gefordert, dass auf dem Waschzettel nicht nur die Risiken vermerkt werden sollen, die durch die Einnahme des Medikaments entstehen. Es sollten vielmehr auch die Risiken und Gefahren aufgeführt werden, die durch Nicht-Einnahme entstehen! Das wäre heute dringender denn je!

5. Der heutige Beipackzettel ist nachgewiesenermaßen das größte Problem bei der Complienc (Einnahmetreue)! Würde man derartige Waschzettel auch für Lebensmittel , z.B. Schweinebraten, Schokolade und Kartoffel-Chips usw. oder für Putzmittel, Autos, Computer, vorschreiben und gleichzeitig die Werbung dafür verbieten, kein Mensch würde dann mehr etwas essen, kein Mensch würde mit diesen Giften putzen, kein Mensch würde Autofahren oder einen Computer auch nur mit der Beißzange anfassen! Das soll nicht heißen, dass für Arzneitmittel geworben werden soll, sondern dass durch entsprechende - auch werbepsychologische - Maßnahmen der Stellenwert der Arzenimittel richtig dargestellt werden müsste.

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