Dienstag, 1. Februar 2011
AOK Bayern - Hausarztvertragskündigung, die Zweite
Wie es inzwischen die Spatzen von den Dächern pfeifen: Die AOK Bayern hat den Hausarztvertrag nicht - wie den naiven Sozialrichtern weiss gemacht (die müssen sich jetzt ganz schön verarscht vorkommen) - "aus Sorge um die weiter Kassenärztliche Versorgung in Bayern" fristlos gekündigt, sondern weil sie sich - wie sie inzwischen selbst zugibt - "in einer äußerst schwierigen finanziellen Situation aufgrund ihrer Rückzahlungsverpflichtung an den Gesundheitsfonds befindet" und damit die Vertrags-Honorare an die Hausärzte nicht mehr zahlen konnte. Mit anderen Worten: wenn ihr der Coup mit der fadenscheinigen Begründung vor dem Münchner Sozialgericht nicht gelungen wäre, wäre sie in massive Zahlungsschwierigkeiten gekommen.

Was das bedeutet? Sie wäre gezwungen gewesen Zusatzbeiträge zu erheben, was vermutlich eine Austrittswelle nicht vorstellbaren Ausmaßes zur Folge gehabt hätte!

Mit anderen Worten: die fristlose Kündigung hatte nichts mit dem Austrittswillen der Ärzte zu tun, sondern mit der Angst vor der Austrittswelle ihrer Mitgieder. Also letzendlich doch mit der Sorge um die kassenärztliche Versorgung in Bayern - aber unter AOK-Fahnen.

Ja, jetzt müssen sich auch noch die anderen Krankenkassen in Bayern verarscht vorkommen!

Die bayerische AOK wird wohl endlich anfangen müssen kleinere Brötchen zu backen und sich von ihren Protzbauten (in jedem Ort in Bayern erkennt man die AOK von Weitem am protzigsten, meist nicht ins übrige - bayerische - Stadbild passenden Glas-Prunkbau; pardon, nicht in jedem Ort: in Starnberg , der Stadt mit den meisten Millionären Deuschlands, residiert die AOK natürlich nicht in einem popeligen Glaspalast, sondern standesgemäß in einem der schönsten Jahrhundertwende-Häuser der Stadt) verabschieden. Und Herr Platzer sollte sich sein sattes "Mir kann keiner"-Grinsen abgewöhnen. Aber wahrscheinlich kann ihm persönlich ja tatsächlich keiner. Er hat sich sicher eine 5-stellige (monatlich) Pension gesichert, selbst wenn die AOK Bayern pleite macht.

Quintessenz (was schon vermutet wurde): die AOK hat völlig rechtswidrig einen bestehenden Vertrag verletzt, dabei auch noch das Gericht an der Nase herumgeführt und die Konkurrenten auf Distanz gehalten - und andererseits hat sie ihre eigenen Versicherten um ihre vertraglichen Rechte betrogen (z.B. Erlass der Praxisgebühr) und letzendlich die Gesellschaft um die Einsparungen gebracht, die vom Gesetzgeber mit den Hausarztverträgen beabsichtigt waren.

Aber wir sind ja in Bayern! Da darf man das - und is "a Hund".

Fragt sich nur, ob das die bayerischen Hausärzte beim nächsten Treffen in Nürnberg im Februar auch so sehen, oder ob da nicht dann eine 6000-köpfige Meute mal ganz anders knurrt!

P.s.: Herr Minister Söder, ihre Karriere als großer Moderator, Parteienversöhner und Retter der bayerischen Hausärztlichen Versorgung, de kenna's eana abschminkn! A dritt's Mal fall'n eana de Dokta nimmer drauf rei!

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