Donnerstag, 3. September 2009
Was läuft denn da schon wieder für eine Schweinerei?
Da wird im Frühjahr unter großem Getöse und Trara von allen ärztlichen Berufsverbänden ein "Kassenärztetag" mit "Großveranstaltung" und "Groß-Demo" für den September (also vor der Wahl ) geplant um den Kassenärzten noch rechtzeitig eine politische Stimme zu geben - und die Kassenärztliche Bundesvereinigung erklärt sich bereit, das zu organisieren.

Jetzt fand der "Tag" statt, gestern (!!!) an einem Dienstag, Vormittag, wo sich Kassenärzte üblicherweise in ihrer Praxis herumtreiben, unter gänzlichem Ausschluss der arbeitenden Kassenärzte, dafür aber unter Präsenz der in diesen Fällen üblichen Verdächtigen (Verwaltungsbürokratie, Politik und Presse) - in einem Berliner Nobelhotel vor halbleerem Saal, wie die Presse hämisch vermeldet.

Und was wird dann besprochen und auf den heutigen Titelseiten kolportiert? Dass sich "Ärzte von Kliniken für Ein- und Überweisungen bezahlen lassen"! Und alle schreien wieder "Pfui, das muss verboten werden!"

Mit anderen Worten: Passend zum Wahlkampf werden Ärzte mal wieder - sogar von der eigenen "Führung", die inzwischen aber beim Staat angestellt ist - in der Öffentlichkeit unglaubwürdig gemacht, wenn sie um bessere Arbeitsbedingungen kämpfen und auf (derzeit schon bestehende) Versorgungslücken aufmerksam machen! Nun, das hat Herr Dr.Köhler (Vorsitzener der KBV und Hauptredner "der Ärzte") natürlich auch getan. Aber wenn ich erst schimpfe "Die Ärzte sind alle Verbrecher" und darauf anschließe "außerdem gibts immer weniger", was wird die Presse wohl berichten?

Die Tatsache, dass insbesondere Augenkliniken für die Zuweisung (vornehmlich zu Nicht-Kassenleistungen) "Aufwandsentschädigungen" ausspucken, ist seit Jahren bekannt und wurde nie groß moniert, wenngleich nicht gerade als besonders ethisch angesehen. Wenn das inzwischen auch Kliniken der öffentlichen Hand machen, muss man sich schon fragen ob sich da in Ballungsgebieten nicht die einzelnen Kliniken gegenseitig Patienten abjagen und so versuchen, die eigene Auslastung zu optimieren - selbstverständlich mit Wissen der Träger und der Krankenkassen!

Hier auf dem Land gibt es sowas nicht. Im Gegenteil, ich habe eher Schwierigkeiten, meine Patienten stationär unterzubringen! Und genau hier, auf dem Land, wo es keine Ärzte-Schmiergelder gibt, genau hier ist der Ärztemangel am größten, ist der Nachwuchs - wenn es ihn denn überhaupt noch gibt - am allerwenigsten bereit hinzugehen und gerade hier muss man sich dann von den alten, verbliebenen Patienten im Arztgespräch genau diese "Weisheiten" aus dem "Landboten" anhören!

Dann macht doch euern Dreck alleene! Wenn der letzte Deutsche Hausarzt das Licht ausgeknipst hat, werdet ihr schon sehen, wo ihr bleibt! Bis dahin wird's die Politik geschafft haben 30% für Krankenkassenbeiträge einzufordern und gleichzeitig die Leistungen auf Null herunterfahren (die Kassen haben dann ja noch viel mehr Regulierungs- und Kontrollbedarf!). Und die Wenigen, die noch wirklich produktiv (nicht verwaltend, kontrollierend, überwachend oder sonst wie wichtigtuerisch) tätig sind, werden sich überlegen, ob sie das nicht besser im Ausland tun.

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