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Donnerstag, 1. Juli 2010
Wofür brauchen Ärzte einen Computer in der Praxis?
der landarsch, 19:35h
Das Arzt-Praxisprogramm darf "Leistungsziffern-Ketten" (wenn für eine bestimmte Tätigkeit mehrere Leistungsziffern abgerechnet werden müssen, z.B. Operation: Narkose, Operation, Verband, oder Abdomensonographie: Oberbauch, Nieren, Unterbauch) nicht automatisch aufschreiben. Könnte ja sein, dass man etwas gar nicht erbracht hat (z.B.Narkose vor der OP).
Das Arzt-Praxisprogramm muss Formulare ausfüllen, die aus der Steinzeit der Bürokratie stammen (Rezept, Überweisungsschein, Krankenhauseinweisung, Transportschein, Laboranforderung und weiterer 36 Formulare!), diese sind alles andere als druckergerecht aufgebaut (soll der Programmierer halt trixen).
Viele Arztformulare sind immer noch Durchschreibsätze, die allenfalls mit dem Steinzeit-Nadeldrucker (Lautstärke ist vorsätzliche Körperverletzung) ausgefüllt werden können! Es gibt zwar die Möglichkeit die Formular selbst vom Computer generieren zu lassen, hat sich aber noch nicht soweit durchgesetzt, dass diese Drucker dann zu einem vernünftigen Preis zu bekommen wären.
Das Arzt-Praxisprogramm darf zukünftig auch keine Dauerdiagnosen mehr automatisch eintragen, denn aufgeführt werden darf zukünftig nur noch, was der Arzt in diesem Quartal behandelt (und das muss jetzt jedes mal neu per Hand eingegeben). Als ob Dauerdiagnosen (Herzinsuffizienz, Diabetes, Athma, Rheuma u.s.w.) nicht sowieso in Permanenz beobachtet werden müssen (selbst wenn nicht jedes Quartal eine Operation oder eine Rundum-Untersuchung fällig ist - könnte daraus ja werden)
Das Arzt-Praxisprogramm ist überhaupt nur für die Kassenmedizin geeignet. Die Rentenversicherungen und Sozialämter (nicht zu vergessen die Leichenschauscheine) schnitzen sich pausenlos ihre Formulare neu, vor allem aber ebenfalls nicht druckergerecht = handschriftlich oder mit der guten alten Schreibmaschine.
Labor-Anforderungsformulare sind nicht Computer-aussfüllbar, damit besteht keine automatische Kontrollmöglichkeit, was bestell, was ausgeführt und was abgerechntet wurde.
Aber:
Abrechnungen müssen auf dem Computer gemacht werden, damit sie (inzwischen ebenfalls Pflicht) online übertragen werden können. Die Abrechnung kommt dann wieder auf Papier (was du schwarz auf weiß besitzt ...).
Zukünftig müssen die Chipkarten online an die Kasse zwecks Überprüfung der Gültigkeit gesandt werden. Was ist aber, wenn der Pat. von seiner (neuen) Kasse noch keine gültige Chipkarte hat (kommt immer mal vor)?
DMP's müssen online an die entsprechenden Stellen eingesandt werden.
Abrechnungen aus Hausarztverträge müssen online an die Kassen gemeldet werden (dafür ist sogar ein eigenes Programm nötig).
Und noch einiges mehr!
Quintessenz: Der Arzt hat weitestgehend nix vom Computer, eher Mehrarbeit. Und was der Computer gerade besonders gut könnte, nämlich Automatisierung, ist explizit verboten. Andererseits bekommen die Kassen aber alle Daten EDV-mäßig aufbereitet. Dafür revanchieren sie sich dann mit hand- oder maschinenschriftlich auszufüllenden Anfragen (z.B. wie lange der Patient denn noch krank sei). Allein daran kann man schon erkennen, wie wichtig ihnen diese Anfagen sind!
Aber die EDV-Kosten bleiben beim Arzt: Anschaffung (je nach Praxisgröße) ~ 10 - 40 K und monatliche (da sitzen bei den Kassen und den KVen in Permanenz tagende Gremien, die ständig alles verändern, neu verschlimmbessern und dafür horrende Sitzungsgelder kassieren. Und die Programmierer der Softwarehäuser dürfen das dann in viel Nachtarbeit und meist kurz vor Quartalsende umsetzen) Software-Wartung zwischen 100 und 2000 €
Ich hab nix gegen Computer, ich arbeite gerne damit. Aber nutzen tut er mir in der Praxis nicht - dabei könnte er doch so vieles erleichtern!
Das Arzt-Praxisprogramm muss Formulare ausfüllen, die aus der Steinzeit der Bürokratie stammen (Rezept, Überweisungsschein, Krankenhauseinweisung, Transportschein, Laboranforderung und weiterer 36 Formulare!), diese sind alles andere als druckergerecht aufgebaut (soll der Programmierer halt trixen).
Viele Arztformulare sind immer noch Durchschreibsätze, die allenfalls mit dem Steinzeit-Nadeldrucker (Lautstärke ist vorsätzliche Körperverletzung) ausgefüllt werden können! Es gibt zwar die Möglichkeit die Formular selbst vom Computer generieren zu lassen, hat sich aber noch nicht soweit durchgesetzt, dass diese Drucker dann zu einem vernünftigen Preis zu bekommen wären.
Das Arzt-Praxisprogramm darf zukünftig auch keine Dauerdiagnosen mehr automatisch eintragen, denn aufgeführt werden darf zukünftig nur noch, was der Arzt in diesem Quartal behandelt (und das muss jetzt jedes mal neu per Hand eingegeben). Als ob Dauerdiagnosen (Herzinsuffizienz, Diabetes, Athma, Rheuma u.s.w.) nicht sowieso in Permanenz beobachtet werden müssen (selbst wenn nicht jedes Quartal eine Operation oder eine Rundum-Untersuchung fällig ist - könnte daraus ja werden)
Das Arzt-Praxisprogramm ist überhaupt nur für die Kassenmedizin geeignet. Die Rentenversicherungen und Sozialämter (nicht zu vergessen die Leichenschauscheine) schnitzen sich pausenlos ihre Formulare neu, vor allem aber ebenfalls nicht druckergerecht = handschriftlich oder mit der guten alten Schreibmaschine.
Labor-Anforderungsformulare sind nicht Computer-aussfüllbar, damit besteht keine automatische Kontrollmöglichkeit, was bestell, was ausgeführt und was abgerechntet wurde.
Aber:
Abrechnungen müssen auf dem Computer gemacht werden, damit sie (inzwischen ebenfalls Pflicht) online übertragen werden können. Die Abrechnung kommt dann wieder auf Papier (was du schwarz auf weiß besitzt ...).
Zukünftig müssen die Chipkarten online an die Kasse zwecks Überprüfung der Gültigkeit gesandt werden. Was ist aber, wenn der Pat. von seiner (neuen) Kasse noch keine gültige Chipkarte hat (kommt immer mal vor)?
DMP's müssen online an die entsprechenden Stellen eingesandt werden.
Abrechnungen aus Hausarztverträge müssen online an die Kassen gemeldet werden (dafür ist sogar ein eigenes Programm nötig).
Und noch einiges mehr!
Quintessenz: Der Arzt hat weitestgehend nix vom Computer, eher Mehrarbeit. Und was der Computer gerade besonders gut könnte, nämlich Automatisierung, ist explizit verboten. Andererseits bekommen die Kassen aber alle Daten EDV-mäßig aufbereitet. Dafür revanchieren sie sich dann mit hand- oder maschinenschriftlich auszufüllenden Anfragen (z.B. wie lange der Patient denn noch krank sei). Allein daran kann man schon erkennen, wie wichtig ihnen diese Anfagen sind!
Aber die EDV-Kosten bleiben beim Arzt: Anschaffung (je nach Praxisgröße) ~ 10 - 40 K und monatliche (da sitzen bei den Kassen und den KVen in Permanenz tagende Gremien, die ständig alles verändern, neu verschlimmbessern und dafür horrende Sitzungsgelder kassieren. Und die Programmierer der Softwarehäuser dürfen das dann in viel Nachtarbeit und meist kurz vor Quartalsende umsetzen) Software-Wartung zwischen 100 und 2000 €
Ich hab nix gegen Computer, ich arbeite gerne damit. Aber nutzen tut er mir in der Praxis nicht - dabei könnte er doch so vieles erleichtern!
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Ärzte sind (auch) Menschen
der landarsch, 13:29h
Zur Zeit schlagen bei einigen Blogs die Wellen wieder hoch, was den Wert der (ärztlichen) Arbeit, die Bezahlung, die Würdigung und das ständige Lamentieren etc. so anbelangt. Und begreiflicherweise fühlen sich da manche Nichtärzte mit ebenfalls hoher beruflicher Qualifikation, mit anstrengenden und belastenden Arbeitssituationen und mit niedrigen Gehältern etwas auf den Schlips (oder den Rock) getreten. Da heißt's: "warum ändert ihr nicht einfach all die Sachen, die euch stören".
Leider ist die Sache viel komplexer, als es nach außen den Anschein hat.
Da sind zum einen die unterschiedlichen Ärztcharaktere: Der Frosch, der nicht über seinen Tellerrand hinaus schaut, aber tief im Bauch spürt, dass er mit der Situation nicht zufrieden ist und deshalb laut quaakt. Die Primaballerina, die nur selbstverliebt ihre eigene Leistung sieht und sie gar nicht hoch genug bewerten kann. Der Karrierefreak, der sich so lange angestrengt (Studium) und noch viel länger ge-Katzbuckelt (Assistenz-, Oberarztzeit, Promotion, Habilitation), sich obendrein noch hoch verschuldet hat (Praxiseinrichtung): der will das jetzt amortisiert bekommen! Der Idealist, der eigentlich nur deshalb Arzt geworden ist, weil er "helfen" will, es aber nicht so kann, wie er möchte. Der Rechthaber, der überzeugt ist, dass nur er allein die Sache richtig machen kann - und das müssen die andern endlich begreifen!
Es gibt noch viele Type, die man hier aufzählen müsste. "Gutmenschen" sind sie alle, die Ärzte, denn sonst hätten sie diesen Beruf nicht ergriffen: Für jeden Typus gäbe es Berufe, die den persönlichen Zielen und Motivationen eher entsprächen, aber der "Gutmensch", das "Helfersyndrom", das macht ihnen - wie eine Sucht - zu schaffen.
Und dann kommt da so ein "Staat" mit seinen Politikern, die das einfach nicht einsehen wollen. Die meinen, es gäbe auch noch etwas anderes als Medizin, und die ganz eiskalt (brrr..., mich schüttelt's) sagen, "Gemeinwohl geht vor Einzelwohl". Und da sind auch die Richter, die uns Ärzte immer verurteilen, wenn wir was falsch gemacht haben (dabei ist es nicht so ganz klar wovor Ärzte mehr Angst haben, vor den Fehlern beim Patienten oder vor deren - persönliche - Konsequenzen), geben ihnen bei dieser Perversion auch noch Recht.
Und dann kommen da noch Kollegen (die Meinungsbildner oder auch Wichtigtuer), die wissen "wenn alle das tun, was ich für richtig halte, dann gehts uns gut" (Natürlich hat da jeder seinen eigenen Weg!). Die lassen sich dann in die KV oder die Ärtztekammer wählen, die engagieren sich (mehr oder weniger weit oben) in ärztlichen Berufsverbänden, der eine in einem wissenschaftlichen, der andere in einem standespolitischen, der dritte in einem allgemeinpolitischen, der eine mehr regional, der andere überregional. Aber alle haben sie noch ihre Praxen (oder die Anstellung im Krankenhaus), die sie üblicherweise davor bewahrt, aus der parlamentarischen/beratenden/Stammtisch-Ebene in die Vorsitzenden-Verantwortungs-Ebene zu wechseln.
Heraus kommt dabei eine Kakophonie, die jeden Außenstehenden, jeden Politker, aber auch jeden Vorsitzenden (der natürlich ebenfalls seine persönliche Vorstellung vom allein seligmachenden Weg hat, der vor allem aber seine rechtlichen Möglichkeiten und Verpflichtungen kennt und einhalten muss) den Eindruck vermittelt. "Die wissen ja gar nicht was sie wollen! Da muss ich für sie denken und Handeln" (Paradebeispiel Herr Dr.Köhler, Vorsitzender der KBV).
Ja wie war das schön zu Aufbruchzeiten der Schulmedizin (1880- 1920). Da waren die Professoren, die unangefochten festlegten, wo's lang geht. Da waren die Schüler diese Professoren, die begierig und völlig unwidersprochen das umsetzten, das die Wissenschaft an Neuem hergab. Da waren Politiker, die in der Uni angeklopften und fragten, was sie tun sollen (nicht wie heute, wo jeder Politiker sich den "Fachmann seines Vertrauens" hält, der ihm das erzählt, was der Politiker hören will - Herr Prof. Lauterbach, fühlen Sie sich etwa angesprochen?). Damals haben die Zeitungen auch noch von den Fortschritten und Erfolgen der Medizin berichtet, nicht von deren (angeblichen) Fehlern (weil das versprochene - wohl eher geforderte - Ziel nicht erreicht wurde). Und damals konnten die Kassen auch noch alles zahlen, was Ärzte verschrieben (z.B. bis 1906 Champagner auf Kassenrezept zur Stärkung bei allgemeinen Schwäche).
Aber schon im Dritten Reich ging's bergab. Die unabhängigen Ärzte wurden damals (wie auch viele andere Berufe) dem Staat unterworfen, und waren - nach 20 Jahren Kassen-Schlaraffenland - nicht mehr fähig, dem entgegenzutreten um ihre Selbständigkeit zu erhalten. Nach dem Krieg dann ein kurzer "zweiter Frühling": als ein Gesundheitsminister Theodor Blank eine "Krankenscheingebühr" (die heutigen 10.-€ Praxisgebühr) nur andachte, wurde er auf Druck der Ärzte von Adenauer in die Wüste geschickt!
Als es jedoch 1974 mit den Kostendämpfungsgesetzen losging (es sind bisher weit über hundert nachgefolgt!) war der Zug abgefahren. Die deutschen Kassenärzte so gefangen in staatlicher Verantwortung und Zwängen, so niedergemacht von angeblich zu hohen Arzteinkommen ("haben doch alle ihre Villa am Lago Maggiore", dem Wunschparadies des deutschen Nachkriegsmalochers), so beäugt von Kassen, Journalismus und Gerichten, so gegängelt von der Justiz und der Verwaltung!
Wer arm ist und ein bisschen dazu bekommt, ist glücklich und zufrieden. Wer einmal reich war, etwas davon verloren hat, ist unzufrieden, selbst wenn er mehr besitzt als der o.g. Arme!
Wer einst mächtig, angesehen, reich war und dies heute nicht mehr ist, steht psychisch vor dem Ruin. Wer - wie die heutigen Ärzte - dann auch noch die Scherben früheren "Reichtums" der Vorgänger zusammenkehren und dafür noch die Müllabfuhr bezahlen soll, der ist ober-stink-sauer. Und wer dafür auch noch beschimpft (anstatt bedauert - nein, ich meine nicht hier im Blog!!!) wird, überlegt sich, ob er die Rote-Armee-Fraktion nicht wiederbeleben sollte.
Ärzte snd Menschen, wie Du und ich (pardon, ich bin ja einer). Ärzte haben ihren Leistungswillen und ihr Verantwortungsbewußtsein wie jeder andere auch, den üblichen Wunsch nach Anerkennung der Leistung und die Vorstellung, dass sich dies materiell auch entsprechend ausdrückt. Sie haben ihre Stimmungen, Launen, Marotten, Krankheiten, Hobbies, Freunde, Feinde, Lieblingsessen, machmal auch ein bisschen zuviel getrunken, fahren auch mal zu schnell oder parken im Halteverbot. Und es gibt unter ihnen sicher auch schwarze Schafe, Faulpelze, Drückeberger und Stinkstiefel!
Wer von "den Ärzte" spricht und seine Handlungen und Argumente darauf aufbaut, der will bewußt täuschen, der will etwas ganz anderes, als er vorgibt!
Und wer jetzt über der Lektüre etwas verwirrt ist: genau das ist die Situation, verwirrend, nicht ganz durchsichtig, etwas gaga und vor allem: seeehr komplex!
Leider ist die Sache viel komplexer, als es nach außen den Anschein hat.
Da sind zum einen die unterschiedlichen Ärztcharaktere: Der Frosch, der nicht über seinen Tellerrand hinaus schaut, aber tief im Bauch spürt, dass er mit der Situation nicht zufrieden ist und deshalb laut quaakt. Die Primaballerina, die nur selbstverliebt ihre eigene Leistung sieht und sie gar nicht hoch genug bewerten kann. Der Karrierefreak, der sich so lange angestrengt (Studium) und noch viel länger ge-Katzbuckelt (Assistenz-, Oberarztzeit, Promotion, Habilitation), sich obendrein noch hoch verschuldet hat (Praxiseinrichtung): der will das jetzt amortisiert bekommen! Der Idealist, der eigentlich nur deshalb Arzt geworden ist, weil er "helfen" will, es aber nicht so kann, wie er möchte. Der Rechthaber, der überzeugt ist, dass nur er allein die Sache richtig machen kann - und das müssen die andern endlich begreifen!
Es gibt noch viele Type, die man hier aufzählen müsste. "Gutmenschen" sind sie alle, die Ärzte, denn sonst hätten sie diesen Beruf nicht ergriffen: Für jeden Typus gäbe es Berufe, die den persönlichen Zielen und Motivationen eher entsprächen, aber der "Gutmensch", das "Helfersyndrom", das macht ihnen - wie eine Sucht - zu schaffen.
Und dann kommt da so ein "Staat" mit seinen Politikern, die das einfach nicht einsehen wollen. Die meinen, es gäbe auch noch etwas anderes als Medizin, und die ganz eiskalt (brrr..., mich schüttelt's) sagen, "Gemeinwohl geht vor Einzelwohl". Und da sind auch die Richter, die uns Ärzte immer verurteilen, wenn wir was falsch gemacht haben (dabei ist es nicht so ganz klar wovor Ärzte mehr Angst haben, vor den Fehlern beim Patienten oder vor deren - persönliche - Konsequenzen), geben ihnen bei dieser Perversion auch noch Recht.
Und dann kommen da noch Kollegen (die Meinungsbildner oder auch Wichtigtuer), die wissen "wenn alle das tun, was ich für richtig halte, dann gehts uns gut" (Natürlich hat da jeder seinen eigenen Weg!). Die lassen sich dann in die KV oder die Ärtztekammer wählen, die engagieren sich (mehr oder weniger weit oben) in ärztlichen Berufsverbänden, der eine in einem wissenschaftlichen, der andere in einem standespolitischen, der dritte in einem allgemeinpolitischen, der eine mehr regional, der andere überregional. Aber alle haben sie noch ihre Praxen (oder die Anstellung im Krankenhaus), die sie üblicherweise davor bewahrt, aus der parlamentarischen/beratenden/Stammtisch-Ebene in die Vorsitzenden-Verantwortungs-Ebene zu wechseln.
Heraus kommt dabei eine Kakophonie, die jeden Außenstehenden, jeden Politker, aber auch jeden Vorsitzenden (der natürlich ebenfalls seine persönliche Vorstellung vom allein seligmachenden Weg hat, der vor allem aber seine rechtlichen Möglichkeiten und Verpflichtungen kennt und einhalten muss) den Eindruck vermittelt. "Die wissen ja gar nicht was sie wollen! Da muss ich für sie denken und Handeln" (Paradebeispiel Herr Dr.Köhler, Vorsitzender der KBV).
Ja wie war das schön zu Aufbruchzeiten der Schulmedizin (1880- 1920). Da waren die Professoren, die unangefochten festlegten, wo's lang geht. Da waren die Schüler diese Professoren, die begierig und völlig unwidersprochen das umsetzten, das die Wissenschaft an Neuem hergab. Da waren Politiker, die in der Uni angeklopften und fragten, was sie tun sollen (nicht wie heute, wo jeder Politiker sich den "Fachmann seines Vertrauens" hält, der ihm das erzählt, was der Politiker hören will - Herr Prof. Lauterbach, fühlen Sie sich etwa angesprochen?). Damals haben die Zeitungen auch noch von den Fortschritten und Erfolgen der Medizin berichtet, nicht von deren (angeblichen) Fehlern (weil das versprochene - wohl eher geforderte - Ziel nicht erreicht wurde). Und damals konnten die Kassen auch noch alles zahlen, was Ärzte verschrieben (z.B. bis 1906 Champagner auf Kassenrezept zur Stärkung bei allgemeinen Schwäche).
Aber schon im Dritten Reich ging's bergab. Die unabhängigen Ärzte wurden damals (wie auch viele andere Berufe) dem Staat unterworfen, und waren - nach 20 Jahren Kassen-Schlaraffenland - nicht mehr fähig, dem entgegenzutreten um ihre Selbständigkeit zu erhalten. Nach dem Krieg dann ein kurzer "zweiter Frühling": als ein Gesundheitsminister Theodor Blank eine "Krankenscheingebühr" (die heutigen 10.-€ Praxisgebühr) nur andachte, wurde er auf Druck der Ärzte von Adenauer in die Wüste geschickt!
Als es jedoch 1974 mit den Kostendämpfungsgesetzen losging (es sind bisher weit über hundert nachgefolgt!) war der Zug abgefahren. Die deutschen Kassenärzte so gefangen in staatlicher Verantwortung und Zwängen, so niedergemacht von angeblich zu hohen Arzteinkommen ("haben doch alle ihre Villa am Lago Maggiore", dem Wunschparadies des deutschen Nachkriegsmalochers), so beäugt von Kassen, Journalismus und Gerichten, so gegängelt von der Justiz und der Verwaltung!
Wer arm ist und ein bisschen dazu bekommt, ist glücklich und zufrieden. Wer einmal reich war, etwas davon verloren hat, ist unzufrieden, selbst wenn er mehr besitzt als der o.g. Arme!
Wer einst mächtig, angesehen, reich war und dies heute nicht mehr ist, steht psychisch vor dem Ruin. Wer - wie die heutigen Ärzte - dann auch noch die Scherben früheren "Reichtums" der Vorgänger zusammenkehren und dafür noch die Müllabfuhr bezahlen soll, der ist ober-stink-sauer. Und wer dafür auch noch beschimpft (anstatt bedauert - nein, ich meine nicht hier im Blog!!!) wird, überlegt sich, ob er die Rote-Armee-Fraktion nicht wiederbeleben sollte.
Ärzte snd Menschen, wie Du und ich (pardon, ich bin ja einer). Ärzte haben ihren Leistungswillen und ihr Verantwortungsbewußtsein wie jeder andere auch, den üblichen Wunsch nach Anerkennung der Leistung und die Vorstellung, dass sich dies materiell auch entsprechend ausdrückt. Sie haben ihre Stimmungen, Launen, Marotten, Krankheiten, Hobbies, Freunde, Feinde, Lieblingsessen, machmal auch ein bisschen zuviel getrunken, fahren auch mal zu schnell oder parken im Halteverbot. Und es gibt unter ihnen sicher auch schwarze Schafe, Faulpelze, Drückeberger und Stinkstiefel!
Wer von "den Ärzte" spricht und seine Handlungen und Argumente darauf aufbaut, der will bewußt täuschen, der will etwas ganz anderes, als er vorgibt!
Und wer jetzt über der Lektüre etwas verwirrt ist: genau das ist die Situation, verwirrend, nicht ganz durchsichtig, etwas gaga und vor allem: seeehr komplex!
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