Donnerstag, 25. März 2010
Ärztenotstand
Gerade in der Zeitung gelesen: "Ärztenotstand – 4000-Einwohner-Ort ohne Arzt". Wie kann man helfen? Vorschlag: Medizinische Fakultät dort aufbauen! - ????

Komme soeben von Hausbesuchen zurück. Im Altenheim wieder "Da müssen Sie unterschreiben, Herr Doktor - und hier etwas eintragen - und da noch abzeichnen ...Muss alles sein, damit wir keine Schwierigkeiten bekommen". Diesmal bis zu 5 Einträge, Handzeichen, Befunde pro Patient (selbstverständlich plus die üblichen Verordnungen, Überweisungen, Krankenhaus-Einweisung mit Transportschein, usw. - alles handschriftlich)!

Ja wer bin ich denn. Behandle ich hier Patienten oder bin ich nur noch dazu da, Männchen zu machen und jedes Mal mehr Formulare auszufüllen, damit andere keine Schwierigkeiten bekommen von den wildgewordenen und machtbesessenen Formular-Aufpassern der Nation?

Ärzte sollen endlich besser (im internationalen Vergleich adäquat) bezahlt werden, damit sie nicht scharenweise aus Deutschland auswandern! fordert der Marburger Bund in seinen derzeitigen Tarifverhandlungen! Diese geldgierigen Ärzte!!!

Non, monsieur non! Nicht die Ärzte sind geldgierig, sondern die jungen Menschen haben einfach keinen Bock mehr, sich ausbeuten, beschimpfen und gleichzeitig zum Hanswursten für die Machtgelüste von jedem x-beliebigen Dorfschulzen machen zu lassen!

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Es gibt genug Ärzte!
Wir haben es mit dem (schlechten) Unterhaltungsanteil in der Politik zu tun, mehr ist das nicht. Was soll ein abgeschaffter NC verbessern ohne Erhöhung der Studienplatzzahlen?

Aber davon unabhängig: die Zahl der Ärzte ist gravierend gestiegen. Das Problem daraus: immer mehr Ärzte teilen sich den Honigtopf.

Und: jeder Arzt mehr langt dann auch noch in den Topf. Also noch weniger Honorar bei Verwirklichung von Röslers neuester Idee.

Wir brauchen dringend besser ausgebildete Ärzte, bessere Qualität in der medizin. Versorgung und eine gerechte Verteilung von Ärzten übers Land und Honoraren unter denselben. Und wir brauchen eine Abkehr von der Grundideologie, dass viel auch viel hilft. Das betrifft dann alle.

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Es gibt zu viele Patienten
Wenn es genug Ärzte gibt, dann gibt es wohl zu viele Patienten. Bei mir jedenfalls ist es prall voll. Es mag schon sein, dass es in einigen Ballungsräumen und Unistädten keine zu vollen Wartezimmer gibt. Schön für alle! Das ist doch aber kein "Honigtopfproblem" Die Gesamtzahl der Arztsitze ist nach oben begrenzt. Da kann gar nicht ein ungestillter Honighunger aufkommen. Jeder Arzt wird nach der Anzahl seiner Patienten bezahlt. Und so lange kein Import unversicherter Imigranten passiert, wird die Bezahlung des Arztes nicht durch eine angeblich beliebig steigende Arztzahl verdünnt. Da liegt ein Verständnisproblem zu Grunde!
Das Problem ist dabei die zu geringe Bezahlung der Ärzte für den einzelnen Patienten und die nachträgliche Streichung der Bezahlung, nachdem die Arbeit schon erbracht wurde (das nennt man "Leistungsbegrenzung"). Die angestiegene Arztzahl spiegelt auch die angesteigene Arbeitsmenge in der Medizin. Vor 50 Jahren war ein Stethoskop und ein Röntgengerät schon der Anschlag. Heute ist das ärztliche Arbeitsvolumen förmlich explodiert. Eine bessere Steuerung bei den ausschreibungsfähigen Arztsitzen ist eine durchaus vernünftige Forderung. Aber da werden sich die Politiker umgucken, da werden sich nämlich nicht genügend Jungärzte aufs Land treiben lassen, wenn sie mit Regressdrohungen ihr hart verdientes Geld gleich wieder verlieren können.
Das Verlangen besser ausgebildeter Ärzte ist ein echtes Politikergelaber. Die Qualität unser Ärzte ist absolut angemessen. Eine diffuse Forderung nach "Mehr" und "Besser" führt immer zu bigottem Appläuschen bei Sonntagsreden. Ich lade diese Herrschaften mal ein zu einer Nachtschicht auf der Inneren Abteilung eines Stadtkrankenhauses mit Notaufnahme und Intensivstation. Wer da mal mitläuft, der bekommt vielleicht etwas mehr Respekt vor der Kompetenz und Verantwortung der Ärzte in Ausbildung. Die steten Forderungen nach Qualität werden nicht von Faktenwissen gedeckt. Ärzte fordern auch Verbesserungen aber das wird in allen Punkten ignoriert. Die Abkehr von "Viel hilft viel" unterschreibe ich sofort. Das ist nämlich eine pharmakologische Binsenweisheit. Und es betrifft in jedem Fall auch diese Forderung nach "Besserer Qualität".

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