Montag, 15. Februar 2010
Pacta sunt servanda*
Ulla war natürlich so "sozial", den Versicherten der teuren Kassen (ihr wißt schon: die, die jetzt Zusatzbeiträge erheben) ein Sonderkündigungsrecht einzuräumen. Damit können die Versicherten sofort und gleich zu einer "billigen" Kasse wechseln (Hartz-IV-Empfänger m ü s s e n dies sogar). Wie mitfühlend!

Warum gibt es billige und teure Kassen? Die einen haben Glaspaläste und Prunkbauten, die anderen eine kleine Niederlassung in der Nebenstraße. Die einen geben viel für Werbung und Repräsentation (z.B.auch "Sponsoring", das in erster Linie Freikarten für's eigene Personal bringt) oder für eine "standesgemäße" Personalausstattung aus, die anderen sind da sparsam. Das sollte ihnen mit dem Zusatzbeitrag ausgetrieben werden.

Aber viel wichtiger: die einen haben mehr Patienten, die viel kosten, die sog. "schlechten Risiken" (Rentner, soziale Unterschicht, kinderreiche Familien etc.), die anderen haben die "guten Risiken" (Junge, "Besserverdienende", Kinderlose, sozial Höhergestellte) - dafür gibt es inzwischen ja eigentlich den Risiko-Strukturausgleich, der hier die Einnahmen nivelliert.

Dann sind da aber die Ausgaben: Mit den niedergelasssenen Ärzten werden Honorarverträge gemacht (mit den Krankenhäusern ebenfalls). Und die hängen natürlich davon ab, wie "anspruchsvoll" die Patienten der jeweiligen Kasse sind, also ob eher "gute" oder "schlechte Risiken", weil das natürlich auch die Menge der ärztlichen Arbeit bedingt. Mit anderen Worten: Kassen, die eher "gute" Risiken versichern, zahlen den Ärzten ein geringeres Honorar, als die anderen.

Wenn nun jedoch - wegen der Zusatzbeiträge - Patienten von teuren Kassen ("schlechte" Risiken) zu billigen Kassen (also solchen, mit bisher vornehmlich "guten" Risiken) wechseln, dann verschechtern sie deren Risikostruktur. Da aber - pacta sunt servanda* - die Verträge geschlossen sind, müssen die Ärzte die teuren Patienten der vorherigen Krankenkassen (die auch besser gezahlt haben) zu den Honoraren der neuen, billigeren Kassen (die weniger zahlen) behandeln! Ergo: die Ärzte verlieren durch den Wechsel ihrer Patienten (bei Hartz-IV sogar vorgeschrieben) zu "billigen" Kassen pro Praxis z.T einige Tausend €uro pro Quartal.

Danke Frau Schmidt!

* lat.: Verträge sind einzuhalten

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Hallo Landarsch.

Hast Du irgeneine Quelle für die Hartz IV-Geschichte? Bis jetzt gilt diese Version noch nicht als entschieden. Es gab ja bisher schon teurere und billigere Kassen, ohne Wechselzwang. Ich vermute, ohne weitere Gesetzesänderungen müssen die Soz.-Gerichte wieder ran.

Gruß
Tom

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nee, ne direkte offizielle Quelle hab ich nicht (bin aber auch kein so'n Quellensucher). Aber in der Laien- und in der medizinischen Fachpresse wurde das schon mehrfach gebracht, jetzt zuletzt in der Medical Tribune vom Freitag.

Aber ich gehe mal streng davon aus, dass die KK-Zusatzbeiträge nicht zu einem Ersatz durch Harzt-IV führen, "weil es ja eine billigere Variante gibt" (und die jetzigen Zuschläger eh bei den politisch weniger geliebten Ersatzkassen zu finden sind. Wenn dann auch die AOK's zusschlagen, ja dann ...)

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