Montag, 1. Februar 2010
Nur die beste Qualität
Am Samstag war ich mal wieder auf Ganztagesfortbildung (man hat ja sonst so nix zu tun am Wochenende). Und jeder der Vorträge verwies dabei - vollständigkeitshalber - auch auf die entsprechenden Leitlinie.

Leitlinien sind Expertenempfehlungen (je nach Nachgewiesenheit mehr oder weniger anerkannt), die mal juristisch, wenn's um die bestmögliche, mal kassenrechtlich, wenn's um die billigste Behandlung geht, eingefordert werden können. Alles muß der Arzt genau wissen und kennen und einhalten.

Ohne Frage, das was Fachleute tun (insbesondere im Rahmen von Naturwissenschaften), muss auch "richtig" sein, bzw. "den aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft" darstellen. Nun ist das aber so die Sache mit "dem aktuellen Stand": was heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein und außerdem sind unsere Wissenschaftler (ich habe während meiner Studienzeit mal das Vorlesungsverzeichnis der LMU München durchgesehen: es gab mehr medizinische Profs, PD's, Assis und sonst. Forscher, als in allen anderen Fachrichtungen zusammen!) seeeehr produktiv. Dazu kommen noch die Wissenschaftler aus England, Frankreich, Italien, Spanien, USA und Kanada, Japan usw. (kurz: der ganzen Welt). Es wird also produziert auf Teufel (oder Anerkennung) komm raus!

Und dann wird schon auch gesagt, dass eine Leitlinie "ja schon 4 Jahre alt ist" und damit nicht mehr soooo ganz verlässlich. Man müsste also - genau genommen - jedes Jahr ein komplettes Medizinstudium machen!

Dann sitzt klein Landarsch ganz zusammengekauert in seinem Stuhl und überlegt, wann er denn das alles lesen und wie er es behalten soll. Und ob man bei jedem Patienten erst einmal die entsprechende Leitlinie aus dem Internet runterladen muss um zu erkennen, ob man besser erst das Medikament A oder besser B nimmt und unter welchen Ausnahmebedingungen vielleicht auch C in Betracht kommen darf. Und was ist dann, wenn die Empfehlung nicht greift...

Und wenn er sich dann an die Leitlinien hält (weil er sie gerade studiert hat), dann kann es trotzdem sein, dass er "unwirtschaftlich" ist und er Ärger mit den Kassen bekommt. Denn als "wirtschaftlich" gilt - nach immer noch gültiger Rechtsprechung - das, was der Druchschnitt der Ärzte tut. Und die tun meist weniger, weil sie die Leitlinien nicht kennen!

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...dann lies mal Watzlawick ("die erfundene Wirklichkeit") und beschäftige dich mit Konstruktivismus, selbsterfüllenden Prophezeiungen und dergleichen...

DANN bist du erst RICHTIG verwirrt ;)

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Wann ????

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IMMER unwirtschaftlich
streng nach Leitlinien zu behandeln ist in der Neurologie eine Bankrotterklärung, denn für viele in den Leitlinien empfohlenen Medikamente besteht keine Zulassung für die jeweilige Erkrankung.
Wegen off-label-use droht dann ständig der Regress.

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