Dienstag, 12. Januar 2010
Die "Leidenden"
der landarsch, 13:10h
Wie sie sich nur immer zusammenfinden! Heute sind mal wieder die "Leidenden" dran. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn mir jemand mitteilt, dass er unter seinen Beschwerden auch leidet. Dafür bin ich Arzt und ihm/ihr hilft es auch!
Aber wenn diese Personen geballt, in Gruppen, gar über Stunden, ausschließlich in der Praxis ankommen - die Mathematik lehrt uns, dass zufällige Ereignisse nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern sich in Gruppe zusammenfinden: wenn ich z.B.eine Leichenschau machen muss, dann sind die nächsten zwei sicher innerhalb einer Woche fällig, und dann ist wieder für Monate Pause - dann wird's auch für den Arzt schwierig, dieses Leiden nicht als psychosomatische "Projektion" zu übernehmen und sich selbst mies zu fühlen!
Das Schlimme an den Leidenden ist, dass Sie Dir erst ausgiebigst erklären, darlegen, erläutern, doch erzählen müssen, was sie erlebt haben und wie sie unter ihrem Leiden gelitten haben - "das können sie sich gar nicht vorstellen, Herr Doktor" - damit Du sie auch richtig verstehst und entsprechend starke Schmerz-/Beruhigungs-/Schlafmittel oder Massagen rausrückst (Operationen sind hier völlig unerwünscht, die haben sie schon alle hinter sich - "deshalb ist es doch so schlimm - die haben mich damals völlig verpfuscht").
Nicht einmal demonstriertes Verständnis und Anteilnahme bremst den Redeschwall. Man befürchtet unbewußt, ob nicht zu diesem Leiden demnächst auch noch eine akute Luftnot hinzukommt und der/die PatientIn plötzlich kollabiert ("Sehen Sie, Herr Doktor, ich habe nichtübertrieben!").
Na ja, die Sonne kommt jetzt allmählich raus - und die Leiden(den) sind vergessen.
Aber wenn diese Personen geballt, in Gruppen, gar über Stunden, ausschließlich in der Praxis ankommen - die Mathematik lehrt uns, dass zufällige Ereignisse nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern sich in Gruppe zusammenfinden: wenn ich z.B.eine Leichenschau machen muss, dann sind die nächsten zwei sicher innerhalb einer Woche fällig, und dann ist wieder für Monate Pause - dann wird's auch für den Arzt schwierig, dieses Leiden nicht als psychosomatische "Projektion" zu übernehmen und sich selbst mies zu fühlen!
Das Schlimme an den Leidenden ist, dass Sie Dir erst ausgiebigst erklären, darlegen, erläutern, doch erzählen müssen, was sie erlebt haben und wie sie unter ihrem Leiden gelitten haben - "das können sie sich gar nicht vorstellen, Herr Doktor" - damit Du sie auch richtig verstehst und entsprechend starke Schmerz-/Beruhigungs-/Schlafmittel oder Massagen rausrückst (Operationen sind hier völlig unerwünscht, die haben sie schon alle hinter sich - "deshalb ist es doch so schlimm - die haben mich damals völlig verpfuscht").
Nicht einmal demonstriertes Verständnis und Anteilnahme bremst den Redeschwall. Man befürchtet unbewußt, ob nicht zu diesem Leiden demnächst auch noch eine akute Luftnot hinzukommt und der/die PatientIn plötzlich kollabiert ("Sehen Sie, Herr Doktor, ich habe nichtübertrieben!").
Na ja, die Sonne kommt jetzt allmählich raus - und die Leiden(den) sind vergessen.
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drgeldgier,
Dienstag, 12. Januar 2010, 23:40
der Zetteltrick
in der Psychiatrie hatte ein Kollege für diese Fälle immer einen Zettel parat, den er dem Patienten früher oder später aushändigte - der Wortlaut war in etwa:
"Sehr geehrter Patient, mit tiefer Bestürzung habe ich von ihrem unvorstellbaren Leid Kenntnis genommen. Nehmen sie diesen Zettel als Ausdruck meiner aufrichtigen Anteilnahme."
"Sehr geehrter Patient, mit tiefer Bestürzung habe ich von ihrem unvorstellbaren Leid Kenntnis genommen. Nehmen sie diesen Zettel als Ausdruck meiner aufrichtigen Anteilnahme."
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