Donnerstag, 28. Januar 2010
Gut, dass wir gefragt haben
oder: Wie man mit rotzfrechen Drohgebährden subtil Einsparungen erzielt

Krankenkassen sollten wissen, was der Arzt verordnen darf und was er als Sprechstundenbedarf auf Kassenkosten vorrätig halten darf, insbesondere, seit die Kassen dies nicht mehr von den Glaspalästen vor Ort, sondern in sogenannten "Kompetenz-Zentren" bearbeiten lassen. Nichts desto trotz werden Ärzte immer wieder völlig ungerechtfertigt mit Regress-Forderungen überzogen (seit Computer sogar als Massenaussendung), nur weil sich irgend jemand bei den Kassen "dumm" stellt und mit der ganzen juristischen Wucht der kassenarztvertraglichen Strafmöglichkeiten seinen profil-epileptischen Anfall austobt um befördert zu werden! So auch diesmal.

Flattert mir doch gestern eine Aufforderung zur Stellungnahme (ein Formular zur Anerkennung der Forderung war freundlicherweise gleich beigelegt) auf den Schreibtisch: Angeblich hätte ich bestimmte Pflaster (Anm.: für "offene Beine") nicht als "Sprechstundenbedarf" (frühere Bezeichunung: "pro comunitate" oder "pc", also "für alle") anfordern dürfen. Rückforderungsbetrag 211.35 € für 2 Packungen á 10 "Pflaster"!

"Als Sprechstundenbedarf gelten" - lt. § 2 der Sprechstundenbedarfsvereinbarung - "nur solche Mittel, die ihrer Art nach bei mehr als einem Berechtigten im Rahmen der vertragsärztlichen Behandlung angewendet werden oder bei Notfällen zur Verfügung stehen müssen."

In Anlage 1 dazu sind dann u.a. "Kompressen aller Art" und "Schnellverbandmaterial" aufgeführt.

Laut Produktbeschreibung ist der monierte Artikel ein "antimikrobiell absorbierender Verband...mit selbstklebendem Rand". Und da liegt wohl der Hase im Pfeffer! Der Begriff "Verbände" im Allgemeinen ist in dieser "Positiv-"Liste nicht explizit aufgeführt, also kann man da ja ein bisschen reinstochern!

Na ja, nach entsprechendem Widerspruch von 300 Ärzten wird die Kasse ihre Regressanträge zurückziehen, aber bei einigen von den 300 Ärzten wird wohl ein leichter Schrecken zurückbleiben, denn über 10.-€/Pflaster, das haben die meisten nicht gewußt: da ist man beim nächsten Mal schon etwas zurückhaltender (könnte ja auch einen Regress wegen Unwirtschaftlichkeit geben).

Und schon haben die Kassen ihr Ziel erreicht!

Und dann steht der nächste Patient mit offenen Beinen in der Tür .... schöne Kassenarztwelt!

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